Berliner Philharmoniker:Kirill Petrenko als Nachfolger von Sir Simon Rattle gewählt

Dirigent Kirill Petrenko

Von der Bayerischen Staatsoper nach Berlin: Kirill Petrenko.

(Foto: dpa)
  • Kirill Petrenko ist neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.
  • Das gab das weltberühmte Orchester bekannt.
  • Petrenko ist derzeit Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Er gilt als konkurrenzlos bester Dirigent für die Hochromantik.

Neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker gewählt

Hohn und Spott hatte es nach dem ersten Wahlgang gehagelt für die Berliner Philharmoniker. In einer knapp zwölfstündigen Marathonsitzung am 12. Mai hatten sich die Mitglieder des weltberühmten Orchesters nicht auf einen Nachfolger für Sir Simon Rattle einigen können. Lakonisch hieß es danach, der nächste Wahlgang werde innerhalb eines Jahres abgehalten. Jetzt ist die Entscheidung doch überraschend schnell gefallen: Kirill Petrenko wird neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.

Das gab das weltberühmte Orchester auf einer Pressekonferenz am Montagmittag bekannt. Der 60-jährige Rattle verlässt 2018 das Haus. Nachfolger Kirill Petrenko empfinde hinsichtlich der Entscheidung sowohl Euphorie und Freude als auch Ehrfurcht und Zweifel: "Ich werde meine ganze Kraft mobilisieren, diesem außergewöhnlichen Orchester ein würdiger Leiter zu sein und bin mir auch der Verantwortung und der hohen Erwartungen bewusst." Der scheidende Chefdirigent Rattle bewundert Petrenko schon seit Jahren und freut sich über die Wahl des Orchesters: "Ich gratuliere den Berliner Philharmonikern zu dieser zukunftsweisenden Entscheidung."

Mit 28 die erste Wagner-Aufführung

Der 1972 geborene Petrenko war in Berlin von 2002 bis 2007 Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin. Aktuell ist er in gleicher Position an der Bayerischen Staatsoper. Im vergangenen Jahr wurde er von der Fachzeitschrift Opernwelt zum besten Dirigenten des Jahres gewählt. Petrenko gilt als ausgewiesener Experte für Hochromantik, Wagners Ring führte er schon als 28-Jähriger in Meiningen auf.

Geboren wurde der designierte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker im sibirischen Omsk. Er stammt aus einer Musikerfamilie: Als sein Vater, ein Geiger, 1990 eine Stelle beim Sinfonieorchester Vorarlberg erhielt, ging die Familie nach Österreich. In Vorarlberg begann dann auch Petrenko junior seine Dirigentenkarriere. Wie es danach weiterging, beschrieb SZ-Klassikexperte Reinhard J. Brembeck in einem Porträt aus dem Oktober 2014 wie folgt:

Petrenko wurde Generalmusikdirektor, 1999 in Meiningen, 2002 an der Komischen Oper in Berlin und zuletzt 2013 in München. Dass er auch an die Met eingeladen wurde, nach Wien, Paris, London, Dresden und zu den Berliner Philharmonikern, versteht sich geradezu von selbst. Das ist eine Bilderbuchkarriere, hinter der jedoch ein überaus skrupulöser Arbeiter steckt, der sich nie als Pultmagier gibt und auch nie das Publikum zu überrumpeln sucht. Sondern durch eine unbändige Lust am Detail überzeugt. Das aber geht nur, weil Petrenko ganz genau weiß, was er will - und es auch bei den Musikern, die ihn lieben, durchsetzen kann.

Erleichterung nach der Blamage

Die schnelle Entscheidung für Petrenko ist aus Sicht der Philharmoniker auch Imagepflege: Nach dem ersten gescheiterten Wahlgang musste sich das Orchester in den sozialen Medien Vergleiche mit dem Berliner Flughafen gefallen lassen. Twitter-Nutzer schlugen Ex-Fußballer Lothar Matthäus oder Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn als Rattle-Nachfolger vor. Die Personalie Petrenko dürfte den internetaffinen Klassikfans wenig Grund zum Spott geben.

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