Dass Yana Ross, zuletzt Hausregisseurin am Schauspielhaus Zürich, in Zukunft öfter am Berliner Ensemble inszenieren wird, muss man wohl als Drohung verstehen. Für ihr BE-Debüt hat sie sich Tschechows Frühwerk "Iwanow" vorgenommen, die Geschichte eines halb erfolglosen, ein wenig zur Larmoyanz neigenden Durchschnittsmannes in den besten Sinnkrisen-Jahren, also etwa Mitte vierzig. Ihr mäßig origineller, bedauerlicherweise komplett beliebig wirkender Regieeinfall versetzt das Tschechow-Personal von einem Landgut des 19. Jahrhunderts in einen schäbigen Tennisclub in der westfälischen Provinz der Gegenwart: Gütersloh als geistige Lebensform. Das wird zur Höchststrafe für die Bühnenfiguren wie für das bedauernswerte Theaterpublikum. Die Oberflächenregie gönnt Herrn Iwanow (Peter Moltzen), der hier Nicolas heißt, und seiner an Krebs erkrankten Gattin (Constanze Becker) kein größeres Innenleben. Dass sie ihn einmal sehr geliebt haben muss, dass ihm die Gefühle abhandengekommen sind, kann man höchstens erahnen. Zur Klischeefigurenzeichnung müssen Routineseufzer, tapfer-stilles Leiden und eher zufällig gestreute Verlegenheitsgesten genügen.
Berliner Ensemble:Autsch
Yana Ross verlegt am Berliner Ensemble Tschechows "Iwanow" in einen Tennisclub in Gütersloh.
Von Peter Laudenbach
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