Die amerikanische Journalistenschule Poynter Institute hat eine Art Leitfaden veröffentlicht, der Medienvertretern Tipps gibt, wie sie über Trump berichten, ohne ihn als Person zu thematisieren. Etwa durch lokaljournalistische Recherchen, die aufdecken, wie seine Politik in das Leben von Armen, Minderheiten, Frauen, Homosexuellen und anderen Menschen am Rand der Gesellschaft eingreift.
Es scheint fast so, als ob die Berlinale-Macher die Poynter-Richtschnur gelesen haben. Auf jeden Fall wollen Festivaldirektor Dieter Kosslick und sein Team dem US-Präsidenten in seinem Furor keine weitere Bühne bieten. Schon bei der Eröffnungs-Pressekonferenz nahm niemand den Namen Trump in den Mund. "Unser Programm ist Protest genug", sagte Kosslick und sogleich deuteten die Beobachter wiederkehrende Themen der Berlinale-Agenda, die um Politik und Menschenrechte, soziale Verwerfungen und die Folgen der Globalisierung kreist, als Antwort auf Trump. Dabei sind diese Themen gar nichts Ungewöhnliches für dieses Großfestival, das als das politischste weltweit gilt.
Der Eröffnungsfilm "Django" etwa, der den Gewissenskonflikt behandelt, in den das Nazi-Regime den französischen Sinti und Ausnahme-Gitarristen Django Reinhardt brachte, reiht sich ein in eine lange Folge von Berlinale-Wettbewerbsfilmen, die den Kampf des Individuums gegen die nationalsozialistische Repression zum Thema haben. Das größte deutsche Filmfestival und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus haben eine lange gemeinsame Geschichte, und zwar ganz ohne Trump.
Und doch ist nach den ersten Tagen dieser 67. Berlinale programmatisch etwas Neues zu erkennen. In vielen Filmen wird die populistische Politik, für die Donald Trump steht, als allgegenwärtiger Trend verstanden.