Süddeutsche Zeitung

Berlinale 2021:Bärenrennen ohne Zuschauer

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Die Berlinale präsentiert ihr Programm mit viel deutschem Kino und einer kleinen Prise Hollywood.

Von Tobias Kniebe

Es wird nicht leicht gewesen sein, die Filmemacher vom Konzept der diesjährigen, von der Pandemie zerteilten Berlinale zu überzeugen. Die besten Filme werden sich wie immer einem Wettbewerb stellen, allerdings ohne Publikum, sichtbar nur für eine Jury, Brancheninsider und (zum Teil) für die Presse. Anfang März werden Goldene und Silberne Bären vergeben, aber es dauert bis Juni, bis Berliner und Gäste die Filme in einem "Summer Special" in den Kinos (die dann hoffentlich offen sind) auch zu sehen bekommen.

Am Donnerstag hat der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian verkündet, wer zu diesen Bedingungen im Bärenrennen dabei sein wird. Zunächst fällt eine starke Präsenz deutscher Regisseurinnen und Regisseure auf, das spricht für Zusammenhalt in der Krise: Daniel Brühl hat den Schritt hinter die Kamera vollzogen und stellt sein Regiedebüt "Nebenan" vor, in dem er neben Peter Kurth auch die Hauptrolle spielt - ein "Tribut an den Widerspruch von Berlin im 21. Jahrhundert", wie Chatrian sagt. Maria Schrader ist mit dem Science-Fiction-Stoff "Ich bin dein Mensch" dabei, Maria Speth mit der Langzeit-Dokumentation "Herr Bachmann und seine Klasse", und Dominik Graf - Chatrian nannte ihn "einen der kompromisslosesten deutschen Filmemacher" - mit seiner Erich Kästner-Verfilmung "Fabian oder Der Gang vor die Hunde".

Zu den bekannteren internationalen Namen im Wettbewerb gehört die Französin Céline Sciamma, die mit "Porträt einer jungen Frau in Flammen" großen Erfolg hatte und jetzt "Petite Maman" zeigt. Dazu kommen Radu Jude aus Rumänien ("Bad Luck Banging or Loony Porn"), Hong Sang-soo aus Südkorea, der seinen "Introduction" zum Teil in Berlin gedreht hat, Ryusuke Hamaguchi aus Japan ("Wheel of Fortune and Fantasy"), Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam aus Iran ("Ballad of a White Cow") und viele weitere. Die meisten dieser Namen sind allerdings nur in engeren Filmfestivalzirkeln bekannt, außerdem wurde die Zahl der Filme im Wettbewerb auf fünfzehn reduziert.

Das amerikanische Kino ist im Bärenrennen gar nicht vertreten, dafür aber in der Reihe Berlinale Special, die für populäre Events gedacht ist und eigentlich erst Sinn ergibt, wenn das Publikum dazukommt. Dort werden weitere elf Filme präsentiert, darunter "French Exit" mit Michelle Pfeiffer und "The Mauritanian" mit Jodie Foster, die Geschichte einer Anwältin, die gegen die Foltermethoden in Guantanamo kämpft.

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