"After the Fall" von Ben Rhodes:Geschäfte rechtfertigen jede Schweinerei

"After the Fall" von Ben Rhodes: Tian'anmen 1989: Der chinesische Markt ist einfach zu wichtig, als dass Menschenrechtsverletzungen von offizieller Seite angesprochen würden.

Tian'anmen 1989: Der chinesische Markt ist einfach zu wichtig, als dass Menschenrechtsverletzungen von offizieller Seite angesprochen würden.

(Foto: -/picture alliance/dpa/Kyodo)

Ben Rhodes, einst Obamas Redenschreiber, hat ein Buch über das Versagen des Westens und dessen Mitschuld am Krieg geschrieben. Es ist nicht nur schonungslos, sondern eine Lektion für uns alle.

Von Nils Minkmar

Wie konnte die westliche Wertegemeinschaft nur in diesen Schlamassel geraten? Die Lage duldet keine Beschönigung: Nur einige Prozentpunkte fehlten, und in Frankreich, Gründungsmitglied der Europäischen Union, Atommacht und ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, wäre eine von russischen Banken finanzierte Rechtsextreme an die Macht gekommen. In den USA hat sich die Republikanische Partei zu einer Heimat rechter Fanatiker und Verschwörungsideologen entwickelt. Und während die Isolierung Russlands einigermaßen funktioniert, steigt die Macht illiberaler Regierungen weltweit. Gegen die Türkei, Saudi-Arabien, die Golfstaaten oder gar China ist kaum ein kritisches Wort von offizieller Seite zu vernehmen. Selbst die UN-Menschenrechtsbeauftragte Michelle Bachelet verblüffte durch ihre Zurückhaltung gegenüber der Regierung in Peking, der Menschenrechtsverletzungen in unvorstellbarem Ausmaß vorgeworfen werden. Zu Beginn des Jahrtausends und noch davor, nach dem Fall der Mauer 1989, sah es nach einer einzigartigen pax americana aus, in der sich alle Teile der Erde mehr oder weniger rasch in Richtung Freihandel, Demokratie und Rechtsstaat bewegen würden. Und nun ist sogar das Gegenteil eingetreten.

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