Belletristik:In fremde Körbe schauen

Michael Krüger

Vorne Verlagsleiter, hinten Hauhaltsleiter: Michael Krüger ist in allen Rollen trittsicher.

(Foto: Regina Schmeken)

Der ehemalige Hanser-Verleger Michael Krüger ist jetzt nur noch Autor. Und hat allerlei Ämter. Sein neuer Roman "Das Irrenhaus" handelt von einem, der vergeblich auszog, die Langeweile zu suchen.

Von Kristina Maidt-Zinke

Einen Roman, der in einer psychiatrischen Anstalt spielt, könnte man aus Gründen der politischen Korrektheit heute wohl nicht mehr "Das Irrenhaus" nennen. Bezieht sich der Titel indes auf ein Mietshaus mit mehr oder weniger verhaltensauffälligen Bewohnern, geht er als metaphorisch durch und bleibt unverdächtig. Der Mikrokosmos Mietshaus wiederum ist eine hübsche Metapher für die Welt als solche und in der neueren Literaturgeschichte ein beliebtes Roman-Experimentierfeld: Denken wir nur an José Saramagos "Claraboia", 1953 vollendet und sechzig Jahre später entdeckt; denken wir an Georges Perecs kompliziertes Meisterwerk "Das Leben Gebrauchsanweisung" (1978) oder an Eva Demskis unterhaltsames Guckkasten-Epos "Das Narrenhaus" (1997). In jüngster Zeit wurde das Setting wiederbelebt durch Inger-Maria Mahlke ("Rechnung offen", 2012), und im Frühjahr erscheint der erste Band eines groß angekündigten Serienromans von Tim Krohn, der in einem Zürcher Mietshaus spielt.

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