Begriffsfragen:Das versteht die AfD unter Kultur

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Teilnehmerin einer AfD-Demo in Freilassing im Oktober 2015

(Foto: Christof Stache/AFP)

Die AfD ist in drei Landtage eingezogen - die Kultur, vor allem die deutsche, liegt ihr offensichtlich sehr am Herzen. Aber was versteht sie darunter? Und was nicht?

Von Rudolf Neumaier

Die Alternative für Deutschland nimmt nun in drei deutschen Landesparlamenten die Arbeit auf. Sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg hat sie vor allem als Partei der Flüchtlingsgegner Stimmen gesammelt. Das Eigene vom Fremden zu trennen, ist der AfD sehr wichtig. Dabei rückt sie immer wieder den Begriff Kultur in den Mittelpunkt. Eine Auswertung aller drei Wahlprogramme ergibt ein aussagekräftiges Glossar über einen exklusiven Kulturbegriff. Sie bietet einen Vorgeschmack auf die Politik der AfD und auf das Programm der Bundespartei, das noch nicht verabschiedet ist.

BW = Baden-Württemberg RP = Rheinland-Pfalz S= Sachsen-Anhalt

andere Kulturkreise (BW) auf Rechtsnormen und Eigenheiten aus a. K. ist keine Rücksicht zu nehmen.

Bleibekultur (BW) gilt es "für Klein-, Mittelstands- und Großunternehmen zu schaffen" und sie muss die Unternehmer, Investoren und Arbeitnehmer gleichermaßen überzeugen und begeistern.

christlich-abendländische Kultur (BW) ist eins von drei Wertefundamenten unserer Gesellschaft.

deutsche Kultur (RP) der Respekt vor der d. K. gehört "zur aktiven Integrationsbereitschaft".

deutsche Leitkultur (BW) ist der grün-roten Multi-Kulti-Ideologie, die schon jetzt grandios gescheitert ist, mit einem Bekenntnis zu Baden-Württemberg als Heimat entgegenzusetzen

(S) die Pflege der d. L. ist eine "sehr wichtige" Aufgabe, denn die "Internationalisierung aller Lebensbereiche, die Herausbildung einer multikulturellen Gesellschaft auf deutschem Boden und der fehlende Mut zu unserer d. L. schwächen den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährden auf lange Sicht die Demokratie selbst".

deutsche und europäische Kultur (BW) ihr Ende ist besiegelt, wenn der Zustrom von "Hunderten Millionen Armutsflüchtlingen" nicht gestoppt wird.

einzigartige Substanz an Kultur (S) der historische Blick auf die jahrhundertelange Entwicklung der e.S.a.K. wird durch eine "einseitige Konzentration auf zwölf Unglücksjahre unserer Geschichte verstellt". Gemeint ist die Zeit von 1933 bis 1945.

ethnisch-kulturelle Identitäten (S) sind bei allen Menschen zu achten, ebenso die geschlechtlichen Identitäten, wohingegen "lebensfremde Gesellschaftsexperimente", welche "einen neuen geschlechtsneutralen Menschen schaffen wollen", abzulehnen sind.

ethno-kulturelle Parallelgesellschaften (RP) sind durch "geeignete Maßnahmen zu entflechten", aufzulösen und zu verhindern.

europäischer Kulturraum (RP) seine Wurzeln "reichen bis in die Antike zurück". Deutschland ist ein Teil von ihm. "Eine grundlegende und entscheidende Entwicklung" erfuhr er durch Humanismus und Aufklärung. Daraus resultieren Grundwerte, die es zu bewahren und zu verteidigen gilt.

identitätsstiftende Kulturpflege (S) "gibt es nicht zum Nulltarif". Ist insofern eine Pflicht von Orchestern, Museen und Theatern, als sie "einen positiven Bezug zur eigenen Heimat" fördern müssen. Im Besonderen sollen die Bühnen des Landes Sachsen-Anhalt "neben den großen klassischen internationalen Werken stets auch klassische deutsche Stücke spielen und sie so inszenieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen".

Von Keimzelle der Kultur bis Kulturpflanzen

Keimzelle der Kultur (BW) ist die Familie.

Kulturbereich (S) ist ebenso wie der Sport- und der Bildungsbereich von Streichungen zu verschonen, um Haushalte angesichts der Ausgaben "auf Grund der massenhaften Aufnahme von Asylbewerbern" zu konsolidieren.

Kultur des Lebens (BW) bedeutet, dass bei der Schwangerschaftskonfliktberatung geltendes Verfassungsrecht umgesetzt wird.

Kultureinrichtungen (S) Orte an denen die Politik sich zur Aufgabe machen muss, "jenseits der heutigen Denkverbote" für "die Stärkung und Pflege unserer regionalen und nationalen Identität sowie die Erziehung zu sozialer Verantwortung" zu sorgen.

kulturelle Identität (S) "ist die Antwort auf die Frage, wer wir sind".

(S) "ist nichts Statisches, sondern wird von jeder Generation verändert und fortentwickelt. Sie entsteht nicht im luftleeren Raum".

kulturelle Grundlage Deutschlands (BW) wird von einer Völkerwanderung unter missbräuchlicher Berufung auf das Asylgrundrecht zertrümmert.

kulturelle Prägungen (RP) dürfen in der Strafverfolgung und vor Gericht nicht strafmildernd wirken.

kultureller Ruin (BW) in den k.R. sowie in den ökonomischen Ruin droht "unser schönes Land" durch die "den Bürgern als ,alternativlos' verkaufte Politik" zu treiben.

kulturelle Sozialisation (BW) muss mit unseren Werten und Maßstäben bei jenen Menschen vereinbar sein, auf die Zuwanderung zu begrenzen ist.

kulturelles Wissen (BW) ist neben wissenschaftlichem und technischem Wissen Baden-Württembergs und Deutschlands wichtigstes Gut.

kulturelle und moralische Herkunftsprägung (S) wer die "maximale Bewahrung" von k.u.m.H. als Ziel von Integration anstrebt, "erweckt bei Einwanderungswilligen völlig unrealistische Erwartungen und handelt zudem entschieden gegen die Interessen des eigenen deutschen Volkes!"

kulturelle Unterschiede (BW) sind unüberbrückbar, werden mit den Migranten in unser Land importiert und reichern sich zu einer explosiven Mischung an.

kulturelle Wandlung von Geschlechterrollen (S) ist "eine legitime Forschungsfrage der Geisteswissenschaften", bedarf aber keiner eigener Lehrstühle und Disziplinen.

Kulturen, die uns zutiefst fremd sind (S) bestehen aus der Provenienz von Millionen von Einwanderern, durch die "Parallelgesellschaften zementiert" werden und die zumeist "über keine besondere Qualifikation verfügen".

kulturfremde Menschen (BW) ihr Massenzustrom ist unverzüglich zu beenden.

Kulturlandschaft (RP) wird in Rheinland-Pfalz durch 20 000 landwirtschaftliche Betriebe bewahrt.

Kulturlandschaften (BW) sind weitgehend intakt, Städte und Dörfer haben noch immer eine hohe Lebensqualität.

(BW) werden durch den weiteren Ausbau der Windkraft zerstört, denn Windräder sind ökologischer Irrsinn.

(BW) sind durch "unsere Vorfahren geschaffen worden - ohne Chemie, mit der Natur, mit viel Verstand und harter Arbeit". Ihre Pflege ist den Bauern zu ermöglichen.

(S) sind seit mehr als 1000 Jahren in Sachsen-Anhalt durch die Landwirtschaft geprägt.

(S) dürfen nicht durch "konzeptlose Energiepolitik", also durch einen "weiteren ungebremsten Zubau von Windenergieanlagen" sowie Photovoltaik-Farmen, zerstört werden.

Kulturnation (RP) ist Deutschland "mit gutem Grund selbstbewusst", weshalb es "vielfältige Identifikationsmöglichkeiten" bietet und so "Integrationskraft" ausübt.

Kulturpflanzen, die nicht unter Sortenschutz fallen (BW) ein Verbot für Tausch oder Handel mit Saatgut von K.d.n.u.S.f. ist abzulehnen.

Von Kulturpolitik bis Wurzeln der Kultur

Kulturpolitik (S) besteht aus den Forderungen "Pflege der deutschen Leitkultur", "Identitätsstiftende Kulturpflege statt nichtssagender Unterhaltung!" sowie "Mehr Geld für Kultur!" und "Kleine Einrichtungen fördern!" Sorgt dafür, dass "auch und gerade die integrationswilligen Einwanderer sich verstärkt mit unserem Land identifizieren". Darf sich nicht "auf die medienwirksame Eröffnung von Großprojekten oder die Übergabe von Förderbescheiden beschränken, sondern sollte ebenso für den Erhalt der vielen hundert kleinen Kultureinrichtungen sorgen".

Kulturrelativismus (BW) ist zu bekämpfen und Relativierungen und Preisgaben zugunsten einer falsch verstandenen Toleranz gegenüber anderen Religionen sind abzulehnen.

Kultursprachen (S) zu K. gehört die deutsche Sprache, die zu erhalten und zu schützen ist - zum Beispiel gegen Anglizismen.

Kulturtechniken (S) bestehen im Wesentlichen aus Lesen, Schreiben und rechnen. Auf die Vermittlung von K. müssen die Grundschulen mehr Gewicht legen, wobei "die klassisch preußischen Tugenden Geradlinigkeit, Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit, Disziplin, Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Fleiß und Pflichtbewusstsein" ebenso zu vermitteln seien. "Um solche Tugenden zu vermitteln, bedarf es Autorität, weshalb die Stellung des Lehrers auch und gerade schulrechtlich zu stärken ist."

Kultur- und Wertevorstellung (S) auf dem Boden von K. u .W. ist unsere Rechtsordnung gewachsen.

Leistungskultur (RP) in die L. müssen sich "auch Lehrer einordnen", wenn an den Schulen des Landes zum Leistungsprinzip zurückgekehrt wird, das heißt wenn der "Irrweg" einer "fragwürdigen Notengebung" verlassen und die "beschleunigte Vergabe von Hochschulzugangsberechtigungen an immer mehr Schüler" abgeschafft wird.

multikulturelle Gesellschaft (BW) wer das Scheitern der m.G. mit dem Hinweis auf die Fakten infrage zu stellen wagt, wird politisch diffamiert, weil politische Korrektheit "wie ein Nebel bleischwer" über unserem Land liegt.

National- und Regionalkultur (S) impliziert unter anderem, "dass wir die ungezügelte Masseneinwanderung sofort stoppen und von den hier bereits ansässigen Einwanderern konsequent einfordern, dass sie unsere kulturellen Standards respektieren, die gesellschaftlichen Regeln befolgen und sich aktiv in unser historisch gewachsenes Gemeinwesen einfügen".

politische Kultur (BW) bedarf einer Veränderung in unserem Land, was wiederum Hauptziel ist.

unsere Kultur (BW) Leute, die u.K. ablehnen und gar ihre archaischen Gesellschaftsstrukturen einführen wollen, muss Deutschland ablehnen dürfen.

(S) ist ein Spiegelbild der Bildung.

(S) darf nicht verdrängt werden.

(S) muss "von Menschen, die dauerhaft in unserem Land leben wollen", akzeptiert werden.

(RP) für den "Erhalt und die Weiterentwicklung" von u. K. und unserer Lebensart "in Frieden, Freiheit und Sicherheit" ist zu kämpfen.

(RP) die "religiöse Betätigung von Zuwanderern" hat u.K. zu respektieren.

wichtiger Kulturauftrag (BW) besteht in der "Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Sprache im Rahmen der Wissenschaft".

"Willkommenskultur" (S) wird im Hinblick auf Zuwanderer (daher Anführungszeichen) nicht gebraucht. Willkommenskultur für Kinder, für Un- und Neugeborene,

für den Nachwuchs der einheimischen Bevölkerung (RP, BW, S) ist erwünscht und würde auch eine Reduzierung der viel zu hohen Abtreibungszahlen bewirken.

Wurzeln unserer Kultur (BW) sind christlich und aufklärerisch, müssen "gegen ihre Verächter in Politik und Medien" verteidigt werden.

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