Süddeutsche Zeitung

Bayreuths kleine Kräche:Reinheitssendboten

Nach der "Parsifal"-Premiere: Der Sänger meckert, der Regisseur fuchtelt. Künstlerische Skandale gab es keine, aber Herr Schlingensief und Herr Wottrich, der Hauptdarsteller, sind sich auch weiterhin nicht grün am Grünen Hügel.

Der Skandal um die "Parsifal"-Aufführung bei den Bayreuther Festspielen blieb aus. Aber der Streit zwischen Regisseur Christoph Schlingensief und "Parsifal"-Sänger Endrik Wottrich eskaliert. Zwar verkündete Schlingensief am Montag vor Journalisten zunächst eine "Art Versöhnung" mit dem Tenor, der vergangene Woche die Inszenierung kritisiert und sie als "Gräuel" und "durchsetzt von Allgemeinplätzen" charakterisiert hatte. Doch eine weitere hartnäckige Nachfrage nach dem Verhältnis der beiden Künstler nutzte Schlingensief plötzlich zu der höchst brisanten Feststellung, Wottrichs "Reinheitsbegriff" von Deutschland sei unvereinbar mit dem seinigen. Anlass zu dieser Bemerkung war nach Auskunft des Regisseurs eine abschätzige Äußerung Wottrichs zur Mitwirkung von "Negern" in der Inszenierung. In Schlingensiefs Version des "Parsifal" sind zahlreiche dunkelhäutige Menschen zu sehen. Da Wottrich, der in seiner Rolle mit strohblonder Perücke und blutverschmiertem weißem Kittel agieren muss, bei der Pressekonferenz abwesend war, konnte er zu dem von Schlingensief geäußerten Vorwürfen zunächst keine Stellung nehmen. ´

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