Bayreuther Nachfolgestreit:Nike Wagner, zum Zweiten

Im Streit um die künftige Leitung der Bayreuther Festspiele schien Nike Wagner von ihren Cousinen Eva und Katharina bereits ausgebootet worden zu sein. Doch nun hat sie Verstärkung geholt und meldet erneut Ansprüche an.

Die künftige Leitung der Bayreuther Festspiele könnte nun doch in andere Hände geraten, als bislang angenommen. Denn der frühere Intendant der Pariser Oper und künftige Leiter der New York City Opera, Gérard Mortier, hat sich nach einem Medienbericht um die Leitung der renommierten Festspiele beworben.

Bayreuther Nachfolgestreit: Gérard Mortier (links) und Nike Wagner haben den Grünen Hügel von Bayreuth im Visier.

Gérard Mortier (links) und Nike Wagner haben den Grünen Hügel von Bayreuth im Visier.

(Foto: Foto: AP)

Mit der Bewerbung Mortiers werden die Karten für die Nachfolge des scheidenden Festivalleiters Wolfgang Wagner möglicherweise noch einmal neu gemischt. Denn Mortier wolle die Festspiele gemeinsam mit Nike Wagner, der Urenkelin Richard Wagners und Leiterin des Weimarer Kunstfestes, leiten, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Bislang galt es ausgemacht, dass die beiden Töchter Wolfgang Wagners, Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner, die Leitung der Festspiele übernehmen würden. Nike Wagner und Mortier hielten allerdings auch eine Zusammenarbeit mit Eva Wagner-Pasquier für möglich, schreibt die FAZ.

Post aus München

Eva Wagner-Pasquier, die Tochter Wolfgang Wagners, hatte sich bereits im vergangenen Dezember gemeinsam mit Nike Wagner beworben, der Tochter von Wolfgang Wagners Bruder Wieland.

Nikes Kompetenz als Dramaturgin wird allgemein als hoch eingeschätzt, doch ihr Onkel Wolfgang Wagner macht kein Hehl aus seiner Abneigung gegenüber seiner Nichte.

Insofern musste sich Nike im April ausgebootet fühlen, als Eva Wagner-Pasquier ihre Bewerbung zurückzog, um gemeinsam mit ihrer Halbschwester Katharina zu kandidieren. Katharina gilt als Wunschkandidatin ihres Vaters Wolfgang für dessen Nachfolge.

Dass sich Eva und Katharina, die früher als zerstritten galten, auf eine gemeinsame Bewerbung verständigt hatten, war wohl durch einen Brief des bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Thomas Goppel (CSU), angestoßen worden, der die Halbschwestern darin zu einer gemeinsamen Bewerbung aufgefordert hatte. Bayern verfügt im Stiftungsrat der Festspiele neben dem Bund und den Stämmen der Familie Wagner über den größten Einfluss.

Der 88 Jahre alte Wolfgang Wagner, der als Festspielleiter über einen Vertrag auf Lebenszeit verfügt, hatte seinen Rücktritt von diesem Amt für den 31. August angekündigt.

Wie die Vertreterin des Bundes im Stiftungsrat, Ingeborg Berggreen-Merkel, im Anschluss an die letzte Stiftungsratssitzung vor der Presse mitteilte, war der Rücktritt bedingungslos erfolgt. Dennoch geschah er, wie Wagners Anwalt mitteilte, im festen Vertrauen darauf, dass der Stiftungsrat zugunsten seiner beiden Töchter Katharina und Eva entscheiden werde.

Die Satzung sieht eine viermonatige Bewerbungsfrist vor, innerhalb derer sich die vier Stämme der Abkömmlinge Richard Wagners auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen können. Diese Frist läuft am 29. August ab. Nun liegen wenige Tage vor Ablauf der Frist zwei Bewerbungen aus dem Hause Wagner vor. Wie der Stiftungsrat am 1. September entscheiden wird, ist daher nun wieder offen.

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