Plötzlich war sie da: Die Million Euro, die die Gesellschaft der Freunde der Bayreuther Festspiele dem Festival für das ambitionierte Programm der Jubiläumsfestspiele 2026 zur Verfügung stellen konnte. Wollte. Zusätzlich. Aber ganz so einfach ist das nicht.

Bayreuther Festspiele:A bissel was geht immer
Die Bayreuther Festspiele müssen 2024 sehr viel Geld sparen, jede Abteilung muss mitmachen. Der Chor aber wehrt sich.
Also: Ende 2022 verkündeten die Freunde, in Zukunft nicht mehr jene 29 Prozent der Gesamtfördersumme zahlen zu können (zuletzt etwa 2,5 Millionen). Bis dato zahlten vom Förderetat 29 Prozent je Freunde, Freistaat und Bund, 13 Prozent trug die Stadt Bayreuth bei. Nun kündigten die Freunde an, fürderhin nur noch 15 Prozent zahlen zu können. Den Rest sollten, konnten, wollten Bund und Freistaat übernehmen. 2023 zahlten die Freunde noch die 29 Prozent, 2024 noch zwei Millionen, von 2025 an sollten es dann die 15 Prozent sein. Aber: Durch großzügige Einzelspenden verfügte die Gesellschaft der Freunde auf einmal über eine Million zusätzlich. Und wie deren Vorsitzender Georg von Waldenfels sagt: „Wenn wir mehr haben, geben wir es an die Festspiele weiter.“ Also bot er Mitte Januar diese Summe den Festspielen an, „zweckgebunden“, wie er sagt. Eine nicht ganz uninteressante Formulierung, auch jene von Waldenfels am Telefon, „eigentlich“ habe ja die Festspielleitung das künstlerische Sagen.

Noch mal zurück: Der ursprüngliche Plan von Katharina Wagner als Chefin der Bayreuther Festspiele war, 2026 alle üblicherweise in Bayreuth gespielten Wagner-Opern aufzuführen, plus den noch nie auf dem heiligen Hügel gegebenen „Rienzi“, eines der drei Frühwerke, die bei den Festspielen nicht gespielt werden (dürfen). Nun aber sendet Hubertus Hermann, Pressesprecher der Festspiele, im Auftrag von Katharina Wagner folgende Mitteilung: „Nachdem zu unser aller Bedauern die Spielplanung für 2026, die eine Aufführung aller Werke umfasst hätte, aus finanziellen Gründen (gemeint sind da vor allem die Tariflohnsteigerungen, die die Festspiele aus ihrem Etat tragen müssen, Anm. d. Red.) nicht mehr realisierbar war, musste der Spielplan angepasst werden. Dramaturgisch begründet sollen nunmehr der ‚Ring‘, ‚Parsifal‘, ‚Holländer‘ und ‚Rienzi‘ gespielt werden. Es hat uns einerseits überrascht, andererseits aber auch erfreut, dass die GdF (Gesellschaft der Freunde) nun doch zusätzliche Mittel in Höhe von einer Million Euro bereitstellen kann. Nachdem die Änderung des Spielplanes für 2026 Anfang Dezember beschlossen wurde, hat sich eine Diskussion über weitere, nochmalige und nachträgliche Änderungen erübrigt, da die renommierten, internationalen Künstler:innen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Festspiele würden sich sehr freuen, wenn die zusätzlichen Mittel nun für das umfangreiche Rahmenprogramm verwendet werden könnten.“
Dass die Freunde enttäuscht sind, ihre Lieblingsaufführungen nicht noch einmal sehen zu dürfen, kann man verstehen
Zur Erklärung: „Der fliegende Holländer“ ist das früheste Werk von Wagner, das bei den Festspielen gespielt wird, für sein letztes Stück „Parsifal“ wurde das Festspielhaus gebaut, der „Ring“ muss eh sein. Das war die dramaturgische Idee. Nun wünschten sich viele Bayreuth-Freunde für 2026 Wiederaufnahmen des „Lohengrin“ und des „Tannhäuser“ in Tobias Kraters Kultinszenierung, was durchaus verstehbar ist. Allerdings war deren Besetzung nur bis Anfang Dezember 2024 blockiert, sie war nicht vertraglich vereinbart und wurde nun freigegeben. Deshalb sind jetzt Stars wie Lisa Davidsen oder Michael Spyres anderswo gebucht. Weshalb sie, so ist es aus Bayreuth zu hören, jetzt nicht mehr für 2026 zu kriegen sind. Mithin erschienen die Wiederaufnahmen nicht mit der nötigen künstlerischen Unabdingbarkeit planbar.
Zudem hat Katharina Wagner nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie die Festspiele in die Stadt hinein öffnen, dass sie Education fördern und ein Rahmenprogramm auflegen will, für dessen Besuch man nicht gleich 400 Euro ausgeben muss. Dafür käme die eine zusätzliche Million der Freunde gerade recht. Georg von Waldenfels meint dazu, darüber könne man reden, die Festspiele müssten halt dafür ein Konzept vorlegen. Dass die Freunde enttäuscht sind, ihre Lieblingsaufführungen nicht noch einmal sehen zu dürfen, kann man verstehen. Aber eine Unterstützung sollte nicht bedeuten, dass man den Festspielen sagt, was man haben will, wenn man ihnen Geld gibt.