Mit einer öffentlichen Austrittserklärung haben Friedrich Ani, Dagmar Leupold, Jonas Lüscher, Norbert Niemann, Albert Ostermaier und Georg M. Oswald die Bayerische Akademie der Schönen Künste verlassen, deren Literaturklasse sie angehörten. Damit erweist sich ein Zerwürfnis als offenbar nicht zu kitten, das sich an einem Interview mit dem Präsidenten der Institution, Winfried Nerdinger in der SZ entzündete. Er sprach darin von einer gesellschaftlichen Geringschätzung der Kunst, die er durch die Corona-Politik wahrgenommen habe. Und weiter: "Gerade die Reaktionen auf die Aktion #allesdichtmachen haben mich sehr betroffen gemacht."
Unter anderem dagegen verwahrten sich 20 Mitglieder in einem offenen Brief in der FAZ. Sie warfen Nerdinger Dünkel und eine "diffamierende Rhetorik" vor. Auch die Austrittserklärung richtet sich jetzt direkt gegen Nerdinger. Darin heißt es, man halte es "für eine Selbstverständlichkeit, dass Themen, zu denen er sich öffentlich äußern möchte, zuvor von ihm in der Akademie zur Debatte gestellt werden. Der Präsident legt offenkundig Wert darauf, es anders zu halten." Dass über solche "Grundlagen der Diskussionskultur keine Einigkeit zu erzielen" sei, nennen die Unterzeichner als Grund ihres Austritts. Sie lehnten es ab "mit welchen Ansichten auch immer ohne vorheriges Gespräch in Verbindung gebracht zu werden."
Winfried Nerdinger sagte dazu gegenüber der SZ, man sei im Direktorium der Akademie bei einer Absprache über ähnlich gelagerte Fälle übereingekommen, dass der Präsident zwar als Amtsträger spreche, aber nicht im Namen aller Mitglieder. Eine Abstimmung mit 300 Mitgliedern sei kaum möglich. In dem Interview sei er indes nach seiner persönlichen Meinung gefragt worden und habe darauf geantwortet: "Das muss möglich sein, auch als Amtsträger. Sonst wäre es nicht mehr möglich, meine persönliche Meinung zu äußern."