Bauprojekt:Planänderung

Die Kosten für das neue Konzerthaus in München drohen zu steigen. Das weckt Befürchtungen

Von Rita Argauer

Kosten explodieren. So eine Nachricht sorgt bei öffentlichen Bauvorhaben schnell für Alarm. Der nicht enden wollende Bau des Berliner Flughafens hat die Öffentlichkeit diesbezüglich nachhaltig traumatisiert, genauso wie die immer teurer gewordene Elbphilharmonie. Dass Ministerpräsident Markus Söder nun am Mittwoch bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion im Kloster Seeon von steigenden Kosten und neuen Machbarkeitsstudien bezüglich des geplanten neuen Konzertsaals im Münchner Werksviertel spricht, lässt aufhorchen. Denn um diesen Saal, dessen Bau sich immer noch in der Planungsphase befindet, um dessen zukünftigen Standort und die Finanzierung war gut 15 Jahre lang gerungen worden.

Prinzipiell solle das Projekt jedoch nicht völlig neu aufgerollt werden, heißt es beschwichtigend von der Staatsregierung. Dennoch verstärken Söders Aussagen, die Angst vor neuen Debatten. Denn das Prestigeprojekt hat nicht nur Befürworter in der Bevölkerung und der Politik. Vor allem, weil durch die Sanierung des Gasteigs beinahe zur gleichen Zeit ein weiterer neuer Konzertsaal als Interimsspielstätte für die Münchner Philharmoniker an der Brudermühlstraße gebaut werden soll.

Modelle Konzertsaal ausgestellt im Werksviertel in der White Box

Mehr Holz: Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob der Innenausbau des Hauses kostengünstiger werden kann.

(Foto: Florian Peljak)

Dass Söder die Planung des Konzerthauses im Werksviertel jedoch genau am Tag des Gedenkkonzerts für den im Dezember verstorbenen Mariss Jansons in Frage stellte, ist natürlich äußerst unglücklich. Für Mariss Jansons war der Bau des Konzerthauses ein Herzensprojekt. Denn der neue Saal soll maßgeblich zum Spielort für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks werden, dessen Chef Jansons war. Die Einnahmen des Gedenkkonzerts fließen in die Stiftung für das neue Konzerthaus.

Über Söders Aussagen zeigt sich auch Georg Randlkofer, der Vorsitzende der "Stiftung Neues Konzerthaus München" überrascht. Denn seinem Wissen nach, solle es erst im kommenden Sommer einen ersten Kostenvoranschlag für den Bau des neuen Konzerthauses im Münchner Werksviertel geben. Auf welche Kosten sich Markus Söder in seiner Aussage genau bezogen hat, weiß er nicht. Er betont aber auch, dass die Stiftung nicht mit der Planung des Hauses befasst sei. Ihr Zweck sei es, sich um "ideelles und finanzielles Engagement in der Bevölkerung" zu kümmern. Wirklich besorgt um das Projekt wirkt Randlkofer aber auch nicht. "Ich habe bisher nur Gerüchte gehört", sagt er.

400 Millionen

waren die einzige Summe, die bisher in Bezug auf das Bauvorhaben genannt wurde. Diese ergaben sich im Herbst 2017, nach der Kür des Siegerentwurfs. Einen konkreten Kostenvoranschlag aber gibt es bisher noch nicht. Trotzdem geht Markus Söder nun von einer erheblichen Kostensteigerung aus, die zwischen 100 und 250 Millionen Euro liegen dürfte.

400 Millionen Euro waren für den Bau veranschlagt worden, 2016, noch vor der Kür des Siegerentwurfs der Bregenzer Architekten Cukrowicz und Nachbaur. Konkreter wurde die Summe für das Bauvorhaben, das sich seitdem immer noch in der Planungsphase befindet, nie. Einen realen Kostenvoranschlag gibt es bisher nicht, zumindest nicht öffentlich. Der Entwurf sieht unter einer Glasfassade mehrere Säle und Räumlichkeiten vor. Nicht nur das Symphonieorchester des BR soll hier spielen, auch die Hochschule für Musik und Theater soll dort eine zusätzliche Bleibe finden.

Söder klingt da konkreter: Man müsse die gesamte Kostenentwicklung im Blick haben und hier seien die Zahlen gestiegen. In solchen Rechnungen kommt viel zusammen, wie etwa die generell steigenden Baukosten derzeit, sowie die Inflationsrate, die ein solches Projekt jährlich sowieso teurer werden lässt. "Im Laufe dieses Jahres soll durch die beauftragten Planer eine erste Kostenprognose im Rahmen des Vorentwurfs erfolgen", heißt es vom Bauministerium, zu diesem Planungsstand könnten bei Bauprojekten jedoch grundsätzlich noch keine genaueren Kostenaussagen getroffen werden. Markus Söder hingegen macht ein paar Vorschläge zur Kosteneinsparung: etwa die Verbauung von Holz im Innenausbau. Dazu will die Staatsregierung nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Das hat nicht nur einen schön klimafreundlichen Ökoanstrich, sondern ist wohl auch einfach billiger. Einsparungen wären natürlich auch durch Veränderungen und Anpassungen im Entwurf möglich, etwa in dem man auf kleinere Räumlichkeiten oder gar die geplante Werkstattbühne verzichtet. Derzeit würden verschiedene Möglichkeiten geprüft, heißt es aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst. "Künstlerische, aber auch Aspekte der Nachhaltigkeit sowie die verantwortungsvolle Verwendung von Steuergeldern" seien hierbei in den Blick zu nehmen. Ziel bleibe ein Konzerthaus mit "internationaler Ausstrahlung, das höchsten Qualitätsansprüchen genügt". Im Symphonieorchester des BR zeigt man sich am Rande des Gedenkkonzerts für Mariss Jansons am Mittwochabend hingegen verblüfft von Söders Aussage. Doch in Panik verfällt hier niemand. Das Konzert ist auch nicht der richtige Rahmen dafür. Und auf Seiten der Politik scheint an diesem Abend das Bauvorhaben konkret zu sein. So sprach Kunstminister Bernd Sibler in seiner Ansprache davon, den neuen Saal nach Mariss Jansons zu benennen.

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