Baukunst als Bildband:Le Corbusiers  Villa Savoye

Buch "Die sonnigen Tage der Villa Savoye" Illustrationen: (c) Jean-Philippe Delhomme

Illustrationen: Jean-Philippe Delhomme

Von Laura Weissmüller

Ikonen leben für gewöhnlich in alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Zumindest, wenn es sich um solche aus der modernen Architekturgeschichte handelt. Die Villa Savoye zum Beispiel, jenes raumschiffartig konzipierte Gebäude, das der Architekt Le Corbusier zwischen 1928 und 1930 auf die grüne Wiese eines weitläufigen Landguts im französischen Poissy setzte. Auf schlanken Pilotis, mondän durch Rampen in Bewegung gebracht und dank großer Fensterbänder lichtdurchflutet wirkt die Villa wie die Blaupause der Moderne.

Dass dieses Gebäude eine Vorgeschichte hat (und eine nicht minder interessante Nachgeschichte), das zeigt jetzt auf charmante Weise das Buch "Die sonnigen Tage der Villa Savoye" von Jean-Philippe Delhomme und Jean-Marc Savoye (Birkhäuser Verlag, Basel 2020, 60 Seiten, 19,95 Euro). Charmant ist der Band gleich aus zwei Gründen. Erstens weil der Enkel der Bauherrn, Jean-Marc Savoye, die eigene Familiengeschichte beisteuern kann. Seine resolute Großmutter spielt darin die Hauptrolle. Eugénie Savoye hatte exakte Vorstellungen von ihrem zukünftigen Landhaus, bis hin zur Zahl der Steckdosen. Ihr schlechter Fahrstil dürfte der Grund gewesen sein, dass man die Villa so fortschrittlich mit dem Auto anfahren und darin parken konnte, ohne den Rückwärtsgang einlegen zu müssen. Gleichzeitig machte aber auch ihr enormes Vertrauen Le Corbusier gegenüber dieses "kleine Wunder" überhaupt erst möglich, wie es der französische Architekt selbst nannte (in das es fortwährend reinregnen sollte, weswegen Savoye 1937 entnervt Le Corbusier schrieb: "Sorgen Sie bitte sofort dafür, dass (dieses Haus) bewohnbar wird").

Charmant ist das Buch aber auch, weil der so wunderbare Zeichner Jean-Philippe Delhomme die Illustrationen beigesteuert hat. Was dazu führt, dass die Villa und ihre Protagonisten durch seinen schnellen Strich lebendig werden. Delhomme lässt das Lichtspiel auf den weißen Baukörpern flackern und später die Bauherrin den Wasserschaden kritisch begutachten. Er zeigt, wie die Ikone nach dem Krieg zur Scheune wurde und heute Ziel vieler Architekturtouristen ist. Der kleine Band macht damit klar, wie Architektur erst durch die Menschen zu dem wird, was sie auszeichnet.

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