Die Bauten der Mörder sind unter uns. Wer heute in Deutschland lebt, kommt gar nicht drum herum. Viele wohnen sogar noch darin. Viele müssen darin arbeiten. Ihre Kinder gehen mitunter darin zur Schule. Sie schauen sich darin Fußballspiele und Rockkonzerte an. Post vom Amt kommt nicht selten aus solchen Gebäuden. Und seit dem Regierungsumzug wird darin auch wieder Politik gemacht. Denn alles andere gilt inzwischen als Akt der Verdrängung. Mit den baulichen Hinterlassenschaften der Nazis wird man in Deutschland nun einmal leben müssen, ob man will oder nicht. Man muss es in anderen Ländern schließlich auch. Selbst wer in Frankreich im Atlantik schwimmen will, muss ja bis heute sein Handtuch vor die deutschen Bunker legen, die dort alle paar Meter in den Dünen vor sich hin bröckeln, denn wer die loswerden wollte, müsste schon die ganze Küste in die Luft jagen.
Planen und Bauen im Nationalsozialismus:Bauen, um zu vernichten
Mit dem Großmodell der "Zeppelinfeld"-Tribüne endete der Festzug "2000 Jahre Deutsche Kultur" am "Tag der Deutschen Kunst" in München im Juli 1938.
(Foto: Die Kunst im Dritten Reich 1 (1937) Heft 7/8, S. 45.)Führertribünen und KZs, Autobahnen und Bunker: Die "Historikerkommission Planen und Bauen im Nationalsozialismus" legt ihre Ergebnisse vor - in drei Bänden und einer Ausstellung.
Von Peter Richter
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