Süddeutsche Zeitung

Kulturpolitik:Berliner Bauakademie muss Stellenbesetzung stoppen

Grund ist eine Klage von zwei Kandidaten, die beim Auswahlverfahren um die Direktorenstelle unterlegen waren. Der designierte Direktor Florian Pronold kann damit seine Arbeit zunächst nicht aufnehmen.

Von Jörg Häntzschel

Die Bundesstiftung Bauakademie muss die Besetzung ihrer Leitung stoppen. Am Dienstag hatte der Stiftungsrat den Stellvertreter oder die Stellvertreterin für den im November zum Gründungsdirektor gewählten SPD-Bundestagsabgeordneten Florian Pronold ernennen wollen. Kurz zuvor hatten jedoch zwei beim Auswahlverfahren um die Direktorenstelle unterlegene Kandidaten beim Berliner Arbeitsgericht Klagen auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingereicht. Bis zur Entscheidung des Gerichts Anfang Januar liegen nun alle Personalien auf Eis. Auch Pronold kann seine Arbeit nicht aufnehmen.

Die Klagen beziehen sich auf die Diskrepanz zwischen den in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen und der Qualifikation Pronolds. Gesucht war ein Kandidat, der ein für die Bauakademie relevantes Fach studiert, umfangreich publiziert hat und internationales Renommee als Wissenschaftler, Kulturmanager und Ausstellungsmacher besitzt. Der Jurist und Berufspolitiker Pronold war zwar einige Jahre als parlamentarischer Staatssekretär im Bauministerium tätig, erfüllt aber keine dieser Anforderungen.

Nach Pronolds Ernennung hatten 160 Architekten, Wissenschaftler und Künstler in einem Offenen Brief gegen die Besetzung protestiert. Seitdem ist die Zahl der Unterzeichner auf 480 gestiegen.

2016 hatte der Bundestag überraschend 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Bauakademie, die gegenüber des Berliner Schlosses stand, bewilligt. Seitdem wird debattiert, wie die Bauakademie bespielt werden, ob sie historisch rekonstruiert werden soll und welcher Institution sie unterstellt wird. Letzteres ist entschieden: Das Innenministerium, seit 2018 auch fürs Bauen zuständig, hat sich durchgesetzt.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2019/luch
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