Banksys Online-Shop:Ist Kunst wichtig?

Der Künstler Banksy hat seinen eigenen Onlineshop eröffnet. Kaufen darf dort aber nur, wer obige Frage passend beantwortet.

Von Sonja Zekri

Die Uhr mit der rennenden Signature-Ratte kostet 500 britische Pfund ("für Zuhause, Büro oder Home Office"), das T-Shirt mit dem Ballon-Mädchen, unten ausgefranst wie das Gemälde, das Banksy vor einem Jahr bei einer Auktion live schreddern ließ - nur 30 Pfund. Die Splitterschutzweste mit dem Union Jack darauf, die der Rapper Stormzy beim Festival in Glastonbury trug, ist für 850 Pfund im Angebot. Und manches, wie das Mobile, das das Baby auf einen Lebensweg unter kontinuierlicher Beobachtung vorbereiten soll, wird erst noch produziert und hat bisher gar kein Preisschild. 22 Objekte bietet der Streetartkünstler Banksy in seinem neu eröffneten Online-Shop grossdomesticproduct.com an, allesamt waren zuvor in seinem Flagship-Store in Croydon bei London ausgestellt. Ein Grußkartenhersteller hatte versucht, Banksy-Motive zu vermarkten und den Künstler damit gezwungen, selbst ins Merchandising einzusteigen: Eine Marke, die nicht genutzt wird, ist übertragbar.

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(Foto: Banksy TM/2019, grossdomesticproduct.com)

Weil aber Banksy-Werke inzwischen zu fantastischen Preisen gehandelt werden, der Künstler aus Bristol jedoch ein recht ambivalentes Verhältnis zum Kunstmarkt hat, ist grossdomesticproduct.com natürlich nicht einfach nur ein Kunstvertrieb, sondern ein Manifest, ach was, ein eigenes Werk. Allein die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind ein Dialog zwischen Künstler und Sammler über den Wert von Kunst. Auch wenn die erwartbare Nachfrage die Preise der Werke steigen lasse, berühre dies nicht den künstlerischen Wert, heißt es dort: "Bitte kaufen Sie ein Objekt, weil es Ihnen gefällt und nicht als gute Investition." Jeder Käufer darf nur ein Werk erstehen und muss sich zuvor registrieren und - in höchstens 50 Worten - eine Frage beantworten: "Ist Kunst wichtig?" Daraufhin entscheide ein "unabhängiger Richter" - nach Informationen der BBC ist es der Standup-Comedian Adam Bloom -, ob die Antwort passend und originell ist und der Interessent eines Werkes würdig. Sollte sich herausstellen, dass der Käufer ein Kunsthändler ist oder er die Werke weiterverkaufen will, bekommt er das Werk nicht. Ein Link führt auf eine weitere Seite, Bbay (nach Ebay), wo bald "gebrauchte" Banksys gehandelt werden, oder, wie es heißt: "Ihre Top-Destination um Second-Hand-Werke eines drittklassigen Künstlers zu verkaufen." Doch je brillanter und verzweifelter Banksy auch die Vermarktung seiner Kunst zu kontrollieren versucht - auch dieses Projekte wird dazu führen, dass sein Marktwert weiter steigt, dass seine oft globalisierungs- und kapitalismuskritischen Werke in den Sammlungen der Superreichen verschwinden. Sein überarbeitetes Gemälde "Devolved Parliament" mit den debattierenden Affen im britischen Unterhaus brachte bei einer Versteigerung neun Millionen Pfund ein. Es dürfte mit ziemlicher Sicherheit nicht so bald auf Bbay zu finden sein. Aber vielleicht gibt es die Affen ja irgendwann als T-Shirt.

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