Süddeutsche Zeitung

Seenotrettung von Flüchtlingen:Sea-Watch: Banksy sponsert Schiff zur Rettung von Flüchtlingen

Eine E-Mail von Banksy hielt die Sea Watch-Kapitänin Pia Klemp erst für einen Scherz - jetzt hilft das vom britischen Straßenkünstler finanzierte und bemalte Schiff bei der Seenotrettung von Flüchtlingen.

Der britische Streetart-Künstler Banksy unterstützt laut der Hilfsorganisation Sea-Watch ein Schiff zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. Die deutsche Organisation twitterte am Donnerstag: "Ein von #Banksy gesponsertes und bemaltes Schiff, eine erfahrene SAR-Crew (Search and Rescue, Anm. d. Red.) aus ganz Europa - die @MVLouiseMichel sicherte bereits zwei Einsätze der #SeaWatch4 ab..."

Benannt nach einer französischen feministischen Anarchistin, segelt das auf den Namen "Louise Michel" getaufte Schiff unter deutscher Flagge. Laut Guardian lief es bereits am 18. August unter Geheimhaltung in der spanischen Hafenstadt Burriana bei Valencia aus - jetzt operiert es im zentralen Mittelmeer, wo es am Donnerstag 89 Menschen in Not gerettet hat. Nun werde ein sicherer Hafen gesucht, um die Passagiere von Bord zu bringen. Auf Fotos von Sea-Watch und Guardian ist das von Banksy rosa bemalte Schiff zu sehen - auf der Hülle ist ein Kunstwerk, das ein Mädchen mit Schwimmweste und einem herzförmigen Rettungsring zeigt.

Kapitänin Klemp hielt Banksys Mail zunächst für einen Scherz

Laut der britischen Zeitung geht Banksys Beteiligung an der Rettungsaktion auf eine E-Mail zurück, die er im September 2019 an die deutsche Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp geschickt hatte. Dort hatte Banksy geschrieben: "Hallo Pia, ich habe in der Zeitung über dich gelesen. Du klingst, als ob Du ein harter Typ bist. Ich bin ein Künstler aus dem Vereinigten Königreich und habe einige Arbeiten über die Flüchtlingskrise gemacht - natürlich kann ich das Geld nicht behalten. Könntet ihr es benutzen, um ein neues Schiff oder etwas anderes zu kaufen? Lasst es mich bitte wissen. Gut gemacht. Banksy."

Klemp hatte die Mail zunächst für einen Scherz gehalten - mittlerweile glaubt sie, Banksy habe sie wegen ihrer politischen Einstellung ausgewählt. "Ich sehe die Seenotrettung nicht als eine humanitäre Aktion, sondern als Teil eines antifaschistischen Kampfes", sagte sie dem Guardian. Sie habe deutlich gemacht, dass sich Banksys Beteiligung an den Operationen auf die Bereitstellung finanzieller Unterstützung beschränke. "Banksy wird nicht so tun, als wüsste er besser als wir, wie man ein Schiff führt, und wir werden nicht so tun, als seien wir Künstler."

Die 31 Meter lange Motorjacht gehörte früher den französischen Zollbehörden. Sie ist kleiner, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 27 Knoten aber wesentlich schneller als andere NGO-Rettungsschiffe. Die "Louise Michel" könne "hoffentlich die sogenannte libysche Küstenwache überholen", bevor diese Boote mit Flüchtlingen und Migranten erreiche und sie in die Internierungslager in Libyen zurückbringe, sagte Klemp.

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SZ/dpa/bans/khil
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