Autoren-Streik:Ein Sommer ohne Blockbuster?

Hollywood gerät in Bewegung: Kleinere Studios zähmen die streikenden Filmautoren und geben den Forderungen nach. Doch werden die Großen wie Fox und Warner folgen?

Susan Vahabzadeh

Wäre es einfach so weitergegangen, dann müssten wir uns demnächst auf ein paar Monate einstellen, in denen die übermächtige amerikanische Unterhaltungsindustrie im Fernsehen und im Kino nicht mehr vorkommt.

Seit Anfang November streiken die Hollywood-Autoren, die Arbeit an den Film- und Fernsehsets ruht. Aber inzwischen wird nicht mehr die ganze Unterhaltungsindustrie bestreikt - David Letterman kann wieder neue Shows produzieren, weil seine Produktionsfirma einen eigenen Vertrag mit der Writers Guild of America (WGA) gemacht hat: Deren Forderungen werden erfüllt, seine Sendungen sind vom Streik jetzt nicht mehr betroffen. Auch das Filmstudio United Artists hat an diesem Montag in Los Angeles einen eigenen Vertrag mit der Gewerkschaft unterschrieben.

Die nächsten Firmen, von denen eine solche Einigung erwartet wird, sind Lucasfilm, Lionsgate und vor allem die Firma, die die Brüder Bob und Harvey Weinstein gründeten nach ihrem Miramax-Ausstieg, die Weinstein Co. Das sind sogenannte Ministudios, die großen - Fox, Warner, MGM, Paramount, Disney, Universal - glauben derzeit noch, dass sie am längeren Hebel sitzen.

Der Verband, mit dem die Writers Guild verhandelt, ist die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), in deren Vorstand zwar die großen Studios vertreten sind, aber nicht die kleinen. Die neue Strategie der WGA ist es, die Gegenseite zu spalten. Sie setzt auf Sondervereinbarungen mit den kleineren Firmen, die vorwegnehmen, was die Branchenriesen zu verhindern versuchen.

Die Großen bleiben stur

Die Einzelheiten des Vertrags von United Artists sind nicht bekannt, aber das kleine Studio, ursprünglich 1919 von Charlie Chaplin, Mary Pickford, D. W. Griffith und Douglas Fairbanks gegründet, zwischenzeitlich verschwunden und 2006 von Tom Cruise und seiner Produktions-Partnerin Paula Wagner unter Beteiligung des Branchenriesen MGM wiederbelebt, kann jetzt weiterarbeiten.

Bei der Writers Guild heißt es, die Vereinbarung mit United Artists enthalte dieselben Punkte wie jene mit David Lettermans Firma Worldwide Pants - und die soll die Forderungen erfüllen, deretwegen die AMPTP die Verhandlungen am 7. Dezember abbrach: also eine Vergütung für die Nutzung der Werke in neuen Medien und Erhöhung der Tantiemen für Fernsehausstrahlungen. Die AMPTP behauptet dem Branchenblatt Variety zufolge, sie habe den Autoren bereits 130 Millionen Dollar mehr in drei Jahren zugestanden; es wären nur 32 Millionen, sagt die Writers Guild.

Firmen wie United Artists oder die Weinstein Co. fühlen sich durch AMPTP auch nicht vertreten. Für Tom Cruise geht es gerade um einen Nachdreh zu seinem Stauffenberg-Film "Walküre", bei den Weinsteins kann die Arbeit an "Nine", einem Remake von Fellinis "Achteinhalb", nicht weitergehen, die Überarbeitung besorgt Michael Tolkin, dessen Drehbuch zu Altmans "The Player" ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte; das "Walküre"-Drehbuch hat der Oscar-Preisträger Christopher McQuarrie mit Nathan Alexander geschrieben, beide sind auch Produzenten des Films. Autoren also, die ohnehin in der Position sind, lukrative Verträge aushandeln zu können.

Wirtschaftlicher Schaden

Ministudios, die mit so teuren Leuten arbeiten und mit dem Fernsehgeschäft nichts zu tun haben, hätten also gar nichts davon, wenn sich die AMPTP gegen die Gewerkschaft durchsetzen würde. Für die kleinen Studios bedeutet deshalb der Arbeitskampf einen wirtschaftlichen Schaden, zu gewinnen gibt es nichts.

Paula Wagner hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie weiß, was sie tut, wenn sie sich auf die Seite der Autoren schlägt. Die Einigung sei für United Artists wirtschaftlich sinnvoll, sagte sie, und: "Getreu der Philosophie unserer Gründer, ein Studio zu schaffen, in dem Künstler und ihre kreativen Visionen gedeihen können, sind wir froh, eine Einigung mit der WGA erzielt zu haben." MGM konnte der Tochter United Artists den Vertrag nicht untersagen, hat sich aber dagegen ausgesprochen.

Die WGA hofft nun, dass möglichst viele kleine Firmen nachgeben, aber die großen Studios wollen sich davon nicht beeindrucken lassen. Vielleicht gibt es einen ganzen Sommer lang keine Blockbuster mehr, nur Filme von kleinen Firmen. Und Wiederholungen im Fernsehen - aber die gibt's auch ohne Streik.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: