Autobiografie von Morrissey:Funkelnd wie ihr Schöpfer

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Die Autobiografie von Morrissey ist kurz nach Erscheinen auf Platz eins der britischen Bestsellerliste gelandet. (Foto: dpa)

Die Autobiografie von Steven Patrick Morrissey, dem früheren Sänger von "The Smiths", ist kurz nach Erscheinen auf Platz eins der britischen Bestsellerliste gelandet. Die ersten Kritiken reichen von Lob über Spott bis zu kaum versteckter Verachtung.

Von Alexander Menden, London

Vor zwei Jahren verriet Morrissey im Interview, er sähe seine Autobiografie am liebsten in der Reihe "Penguin Classics" veröffentlicht. Da befände er sich in der Gesellschaft von Autoren wie Virginia Woolf und Charles Dickens. Ganz selbstverständlich sieht sich der frühere Smiths-Sänger, dessen Ego fast die Größe seiner Heimatstadt Manchester hat, in dieser Kategorie. Als die Verlage um die Rechte an den Memoiren boten, bekam Penguin den Zuschlag, weil sie tatsächlich versprachen, den einzigartigen Schritt einer Erstveröffentlichung in ihrer Klassiker-Reihe zu wagen.

Die ersten Kritiker-Reaktionen sind höchst gemischt. Von übersprudelndem Lob bis zu kaum verhohlener Verachtung ist alles dabei. Neil McCormick etwa erklärt das 480 Seiten starke Werk im Daily Telegraph gleich zur "besten Musiker-Autobiografie seit Bob Dylans 'Chonicles'". "Wie jenes Buch", so McCormick, "vermittelt es ein Gefühl davon, wie es sein muss, in einem derart außergewöhnlichen Geist zu leben."

Boyd Tonkin hingegen zitiert im Independent verärgert Sätze wie "Ich scheine in Mexiko sogar noch bekannter zu sein als in Schweden, Peru oder Chile." Tonkin macht sich vor allem ernsthafte Sorgen um Penguin: "Sein leiernder Narzissmus mag Morrisseys Namen nur ein wenig schaden, aber den seines Verlages wird es ruinieren", prophezeit er. Stuart Maconies Urteil im Observer fällt nuancierter aus: Während die "atemberaubenden" ersten Seiten "viel, viel vitaler, lyrischer und poetischer" seien, "als wir es von einer Popsänger-Biografie erwarten dürfen", seien andere Passagen "langweilig", "selbstmitleidig", "falsch informiert oder böswillig". "Dieses Buch", findet Maconie, "ist so ärgerlich, funkelnd, spannend und ermüdend wie sein Schöpfer."

Ganz gleich, was die Kritiker sagen - würde Klassikerstatus an umgehendem Verkaufserfolg gemessen, hätte Steven Patrick Morrissey ihn zweifellos verdient: Seine Memoiren erklommen nach ihrer Veröffentlichung am Freitag sofort Platz eins der britischen Bestsellerliste.

© SZ vom 21.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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