Ausstellungen - Hamburg:"Dressed - 7 Frauen": Museum zeigt Mode im Wandel der Zeit

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Hamburg (dpa/lno) - Zarte Spitzenkragen aus Riga, handbestickte Schuhe aus Paris und ein Florentiner Hut mit grünem Sonnenschirm: Senatorengattin Elise Fränckel (1807–1898) kleidete sich bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr elegant und selbstbewusst. Als 19-Jährige heiratete sie den Buchdrucker Carl Fränckel - ihre Brautrobe samt Unterkleid aus dem Jahr 1826 ist jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) zu sehen. Fränckel war in erster Linie Mutter und Hausfrau. Als Gattin eines angesehenen Bürgers und Ratsmitgliedes übernahm sie Repräsentationspflichten, was sich in ihrer feinen Garderobe widerspiegelt.

Unter dem Titel "Dressed - 7 Frauen - 200 Jahre Mode" zeigt das Museum bis zum 28. August die Garderobe von sieben modebewussten Frauen, beginnend im 19. Jahrhundert bis heute. "Im Mittelpunkt stehen die Trägerinnen, ihre Persönlichkeiten und ihre Biografien", sagte Sprecherin Gudrun Herz. Anhand der ausgewählten Kleider, Röcke und Hosen können die Besucher aber auch gesellschaftliche Entwicklungen erkennen, zum Beispiel wie sich die Rolle der Frau im Laufe der Zeit gewandelt hat.

So zeigt die Garderobe der Diplomatengattin Edith von Maltzan (1886–1976) den Wandel von engen Korsettkleidern hin zu Charleston-Kleidern der 1920er Jahre. Im Alter von 28 Jahren heiratete sie den Adeligen Adolf Georg Otto von Maltzan. Sein Dienst beim Auswärtigen Amt brachte das Paar nach Peking, Den Haag und Washington. Als Diplomatengattin war sie Mitglied des internationalen Jetsets und gern gesehener Gast auf Partys und Veranstaltungen.

Das Leben und die Kleidung von Erika Holst (1917–1946) sind dagegen vom Krieg und ihrer Tuberkuloseerkrankung gekennzeichnet. "Der Zweite Weltkrieg markierte einen deutlichen Einschnitt für weibliche Lebensentwürfe, ablesbar an Familienstand und Berufstätigkeit der porträtierten Frauen", sagte Herz. Die nach 1940 geborenen Frauen seien nicht mehr allein auf die Rolle als Mutter, Ehe- und Hausfrau festgelegt, sondern konnten eigene berufliche Ziele verfolgen.

Selbstbewusst und elegant zeigt sich etwa die Hamburger Galeristin Elke Dröscher, die in den 1970er Jahren fast ausschließlich Prêt-à-Porter-Mode von Yves Saint Laurent trug. Mit der Emanzipationsbewegung setzt sich auch die Hose immer mehr in der Damenmode durch. Ines Ortner schneiderte sich in den 1980er Jahren als Punkerin ihre Kleidung selbst - Nieten, Sicherheitsnadeln und Secondhand-Lederkleidung als Ausdruck einer Gegenkultur. Angelica Blechschmidt (1942–2018), Chefredakteurin der deutschen "Vogue", trug als "Arbeitskleidung" vor allem schwarze Cocktailkleider.

© dpa-infocom, dpa:220224-99-265129/3

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