Ausstellungen - Frankfurt am Main:Kuriose Kommunikation mit irren Innovationen

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Ein "Tiffany"-Telefon steht in der Ausstellung "Kuriose Kommunikation" im Museum für Kommunikation. Foto: Arne Dedert/dpa (Foto: dpa)

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Adressbezeichnung auf der ordentlich frankierten Postkarte wäre für jeden Briefträger eine Herausforderung: Unter der Überschrift "Höllental im Schwarzwald" ist eine Straße eingezeichnet, davon zweigt der "Fußweg nach Hinterzarten" ab. Neben der Straße sind Bäume und Häuser skizziert, ein Pfeil zeigt dorthin, versehen mit dem Hinweis "An die Familie die 1933 in einem dieser Häuser Milch ausschenkten". Das war's: kein Familienname, kein Ortsname, kein Straßenname. "Diese Postkarte ist angekommen", erzählt Kurator Matthias Lieb lächelnd über das Exponat, das neben vielen anderen in der Ausstellung "Kuriose Kommunikation" (30. September bis 20. Februar) im Frankfurter Museum für Kommunikation zu sehen ist.

Manche Stücke muten schon auf den ersten Blick kurios an, wie etwa eine beschriebene und frankierte Kokosnuss. Sie war das Geschenk eines Mediendesigners an seine Tochter zum 18. Geburtstag gewesen: Der Vater hatte die Postverwaltung auf der Südseeinsel Tonga mit der Versendung der Kokosnuss beauftragt.

Wohl aus der Not eine Tugend gemacht hat ein Mann, der auf einem Briefdeckel an seine "Liebe Mutti" aus dem Urlaub schrieb, diesen frankierte und absandte. Ganz in der Nähe hängt in dem Ausstellungsraum im ersten Stock des Museums ein abgeschnittener und bekritzelter Kragen hinter Glas. "Solche Kragenbriefe waren Anfang des 20. Jahrhunderts Mode", erklärt der Kurator. Dazu wurde von Hemden der Kragen abgeschnitten, beschriftet, frankiert und verschickt. "Der Witz war, dass man quasi seinen letzten Kragen für den anderen hergab."

Nie in Mode gekommen waren dagegen Schallpostkarten, mit denen schon Jahrzehnte vor der Erfindung von Smartphones bereits Sprachnachrichten möglich gewesen waren. Die Idee: Mit einem sogenannten Phonopostal - in der Ausstellung wird ein Modell aus dem Jahr 1904 gezeigt - wurden schallplattenähnliche Postkarten mittels Schalltrichter und Nadel mit Ton beschrieben. Allerdings mussten die Empfänger auch ein solches unhandliches Gerät besitzen, um die Nachricht abspielen zu können. Gescheitert ist auch die Innovation des Kassettenspielers "Dormiphone" aus den 1950er Jahren. Laut Hersteller sollte damit im Schlaf etwa eine neue Sprache gelernt werden. "Ein Traum für jeden Schüler", so Lieb. Funktioniert hat diese Innovation nicht.

Geklappt hatten dagegen im vergangenen Jahrhundert etliche Betrügereien in öffentlichen Telefonzellen. Statt Mark- und Pfennigmünzen wurde dort ausländisches Geld eingeworfen, einige davon liegen nun als Exponate im Museum. Der Verlust für die Betreiber dürfte allerdings gering gewesen sein - verglichen mit dem Schaden, den Kriminelle mit gefälschten Telefonkarten angerichtet hatten. Damit telefonierten sie munter auch ins Ausland, einzelne Gespräche hatten einen Wert von bis zu 40.000 Mark. "Insgesamt geht der Schaden in die Millionenhöhe, dabei galten Telefonkarten bei der Einführung eigentlich als fälschungssicher", so der Kurator.

© dpa-infocom, dpa:210928-99-394878/3

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