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Ausstellungen - Erfurt:Die Diva und die Nazis: Ausstellung zu Marlene Dietrich

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Erfurt (dpa/th) - Auch wenn die Nazis sie gerne in ihren Dienst gestellt hätten, hat sie sich verweigert und sich gegen nationalsozialistische Ideen gestellt: die deutsch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin Marlene Dietrich (1901-1992). Eine Ausstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt zeigt nun diese eher unbekannte Seite Dietrichs. Das Museum zeichnet die Geschichte der Erfurter Firma Topf & Söhne nach, die etwa Öfen für die Krematorien des NS-Vernichtungslagers Auschwitz lieferte.

Für die pädagogische Arbeit des Erinnerungsortes sei die Dietrich-Ausstellung besonders wertvoll, weil sich bei Topf & Söhne während der NS-Zeit niemand gegen derartiges Gedankengut gestellt habe, sagte dessen Leiterin Annegret Schüle am Mittwoch in Erfurt. Dabei habe unter anderem Reichspropagandaminister Joseph Goebbels selbst versucht, Dietrich nach Deutschland zurückzuholen, die seit 1930 in den USA lebte. "Da hat sie nicht mitgemacht", so Schüle.

Dietrich war in Berlin geboren worden. Mit dem Film "Der blaue Engel" gelang ihr der internationale Durchbruch. Sie war eine bedeutende Künstlerin des 20. Jahrhunderts und beeinflusste die Populärkultur maßgeblich. Sie galt als Modeikone wie auch als Sexsymbol und Diva.

Wie sehr "die Dietrich" den Nationalsozialismus abgelehnt habe, sei in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in der öffentlichen Wahrnehmung fast vergessen worden, sagte Schüle. Über ihre politische Haltung habe die Schauspielerin Zeit ihres Lebens nie ausdrücklich gesprochen. "Die hat sich nicht politisch geäußert", so Schüle.

Ihre Ablehnung von rassistischen und völkischen Ideen habe sie durch ihr Handeln gezeigt. So sei Dietrich im Zweiten Weltkrieg nicht nur immer wieder vor US-Soldaten aufgetreten, um deren Moral zu heben. In den Nachkriegsjahren habe sie unter anderem Israel und dort die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht wie auch ein Denkmal in Polen, mit dem an den Aufstand im Warschauer Ghetto erinnert wird.

Die Ausstellung "Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis" zeichnet vom 9. November bis zum 12. Januar 2020 anhand von Fotos, Filmausschnitten und anderen Dokumenten die Position Dietrichs nach. Eröffnet wird die Schau bereits am Freitagabend. Erarbeitet wurde sie von der Gedenkhalle Oberhausen mit Unterstützung der Marlene-Dietrich-Collection Berlin. Sie war bereits in mehreren deutschen Städten zu sehen.

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