Ausstellungen - Berlin:Dorgerloh: Aufarbeitung des Kolonialismus klarer Auftrag

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Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums, steht auf dem Balkon über dem Foyer des Humboldt Forums. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Generalintendant Hartmut Dorgerloh sieht das neue Humboldt Forum beim Umgang mit Objekten aus Unrechtszusammenhängen in der Pflicht. "Die Aufarbeitung des Kolonialismus ist ein klarer Auftrag", sagte Dorgerloh der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

"Wir müssen die Geschichten, die das Haus außen von drei Seiten einschließlich Kuppel und Kreuz erzählt, erklären und den offenkundigen Gegensatz von Barock und Beton nicht nur aushalten, sondern offensiv zum Thema machen. Insbesondere weil hinter den rekonstruierten Fassaden etwas ganz dezidiert anderes passiert."

Das 677 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft hinter der rekonstruierten Schlossfassade nutzen zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Umstritten sind Objekte aus kolonialen Zusammenhängen. Das Ethnologische Museum verfügt über rund 530 historische Arbeiten aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 der so genannten Benin-Bronzen, die weitgehend als Objekte aus Unrechtskontexten kolonialer Zeiten gelten.

Für die Projekte im Humboldt Forum setzt Dorgerloh auf Kooperation. "Corona macht Reisen momentan unmöglich. Deswegen müssen wir mit bestimmten Dingen einfach warten." Dies fordere von allen Geduld. "Das ist nicht so ganz einfach, gerade wenn man so viele tolle Ideen hat und in den Startlöchern steht."

Dorgerloh sprach von Kolonialismus als Kernthema, "nicht nur die historische Phase des Kolonialismus, sondern auch die Frage: Wo sind die Folgen des Kolonialismus heute überall noch zu spüren in den Wirtschaftsverhältnissen, den politischen Verhältnissen, in Migrationsbewegungen, in Umweltproblemen, im Alltagsrassismus." Die Ungleichheit auf der Welt sei nach wie vor mit Händen zu greifen und berühre alle in unterschiedlicher Weise.

"Entscheidend wird wirklich sein, hier die direkte Begegnung zu organisieren, nicht nur mit den Objekten, sondern auch mit den Menschen", sagte Dorgerloh. Dabei gehe es stets um den Aspekt, warum, was für wen heute relevant sei. "Das ist ja die zentrale Aufgabe, egal ob historische Sammlungen oder historisch rekonstruierte Fassaden - was hat das mit uns heute zu tun und wie gehen wir damit in Zukunft um?"

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