Ausstellung:Wie Mathe klingt

Ars Technica widmet sich dem Thema Schönheit und Maschine

Von Udo Watter, Unterhaching

Eine Maschine, die heutzutage von gestern ist, hat keine große Zukunft. Was gerade noch als bahnbrechende Innovation galt, wird in der rasenden Welt der modernen Technik mitunter schneller obsolet als die Ausgabe einer Tageszeitung. Andererseits: Je länger die Glanzzeit einer Apparatur/Maschine zurückliegt, desto mehr kann sie auch wieder an ästhetischer Qualität gewinnen, nicht zuletzt, indem sie den Betrachter in nostalgische Stimmungen versetzt.

Die Verwandtschaft von Schönheit und Maschine, von Technik und Kunst ist das Leitmotiv der "Ars Technica", die am kommenden Wochenende in Unterhaching ihre bereits sechste Auflage erlebt. Das Werk "Die Zeitmaschine" der Münchner Künstlerin Charly Ann-Cobdak dürfte ein Blickfang dieses Festivals sein: Eine Komposition aus Holz, Metall und Pappmaché, mit Propeller, Sitz, Tastaturen, Uhren und Grammofon-Trichtern, die so aussieht, als sei sie von einem verrückten Erfinder aus der Pionierzeit der Ingenieurskunst zusammengeschraubt worden. Sie verkörpert die Intention der Künstlerin, "das Wesen der Maschine und die Sprache der Mechanik zu verstehen" und sie "in die Sprache der Poesie oder auch Ironie zu übersetzen".

Torsten Kresse, Initiator der "Ars Technica", schätzt diese Zeitmaschine, die neben ihrer ästhetischen Wirkung eben auch an die Vergänglichkeit und Schnelllebigkeit der Technik gemahnt, ganz besonders. "Mein Liebling", sagt er. Der Ingenieur und Spezialist für Antennenbau, der früher für EADS Projekte leitete, baut sich selber gern aus alten Teilen Nonsensmaschinen und stellt sie in seiner Unterhachinger Galerie "Alte Technik" aus. Für die diesjährige "Ars Technica" hat der 70-Jährige etwa mit Helfern aus einem alten Sägewerk-Getriebe und Jugendstil-Nähmaschinen einen 6,30 Meter hohen Turm gebaut, der als Symbol des Festivals fungiert.

Freilich ist die dreitägige Veranstaltung, die an sieben Schauplätzen in Unterhaching stattfindet, weit mehr als ein Nostalgie-inspirierter Rückblick auf die Anfangszeit der Technik. Die Veranstalter würdigen auch aktuelle Entwicklungen: "Licht, Klang, Bewegung" als integrale ästhetische Bestandteile eines Kunstobjekts, stehen im Mittelpunkt der gleichnamigen Ausstellung im Kultur- und Bildungszentrum (Kubiz): Electronic Art, Licht-, Computer- oder Videokunst von namhaften Protagonisten wie Walter Giers, Peter Vogel, Julio Le Parc, Jakub Nepraš und Sebastian Hempel. Unter anderem wird die Frage thematisiert "Wie klingt Mathematik?" und ein "interaktiver Friedhof" spielt eine Rolle. Zudem zeigen der Münchner Multimedia-Künstler Hajo Drott sowie der Computerkunst-Pionier und Science-Fiction-Autor Herbert W. Franke, Mitinitiator der Linzer "Ars Electronica", ihre Arbeiten.

Neben Ballett-Uraufführungen unter dem Motto "Tanz, Maschine - Reloaded" dürfte das Projekt des Architekturbüros Andreas Vogler ein veritabler Hingucker sein: "Eye in the Sky" heißt die Installation, die im Innenhof des Kubiz geplant ist. Es ist ein mit einem halbdurchsichtigen Spionspiegel bespannter Ring: Von programmierten LEDs beleuchtet, soll er nachts zum unendlichen Spiegel werden, der den Blick in das Weltall simuliert. "Wir haben diesmal viele arrivierte Künstler", freut sich Kresse. Qualität und Dimensionen der "Ars Technica" sind in der Tat in den vergangenen 15 Jahren enorm gewachsen, und für die Besucher ergeben sich diverse Möglichkeiten, sich von den Worten Herbert W. Frankes inspirieren zu lassen: "Die Räume des Handelns und Erlebens, die mit moderner Technik auf der Basis der Naturwissenschaft erschlossen werden, sind weitaus phantastischer als alle Hexen, Monster und Zauberer aus der Märchen- und Sagenwelt."

Ars Technica 6, Freitag, 15. Mai, (Vernissage um 18 Uhr im Kubiz) bis Sonntag 17. Mai. Weitere Infos unter www.ars-technica.de

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