Ausstellung:Von Farbe und Licht erfüllt

Manfred Jacob Vogts

Manfred Jacob Vogts großes Gemälde "Improvisation" (2,10 mal 1,50 Meter) rekonstruiert die leuchtenden Farben der Asam-Fresken im Freisinger Dom.

(Foto: Thomas Dashuber)

Seit Jahren befasst sich Manfred Jacob Vogt mit der barocken Malerei Italiens und Süddeutschlands. Im Freisinger Dom sind derzeit abstrakte Improvisationen von ihm zu sehen

Von Sabine Reithmaier

Die Ausstellung im Freisinger Dom ist nicht spektakulär. Sie versucht erst gar nicht, gegen das spektakuläre Bildprogramm der Kirche anzutreten, sondern wartet gelassen, bis der Besucher so weit ist, sich auf das leise, aber nachhaltige Zwiegespräch einzulassen, das die abstrakten Farbimprovisationen Manfred Jacob Vogts mit den Fresken von Cosmas Damian Asam führen. Da die Bilder Vogts auf der Nordempore des Doms platziert sind, der Besucher in dieser Höhe den Fresken des spätbarocken Malers ziemlich nah ist, funktioniert dieser Dialog ganz ausgezeichnet.

Manfred Jacob Vogt kommt ursprünglich von der Landschaftsmalerei. Das merkt man den Bildern an, die viel innere Bewegung aufweisen, also keine planen Farbflächen sind. Dem Maler geht es freilich nicht um Räume, sondern ihn interessiert, was sich in der Farbe abspielt, welche Emotionen sie transportiert. Seit einigen Jahren befasst er sich intensiv mit der barocken Malerei Italiens und Süddeutschlands. Erst im vergangenen Jahr setzte er sich im Augsburger Schäezlerpalais mit den dortigen Barockgemälden, aber auch mit der Monochromie der Supraporte in der Galerie auseinander.

Jetzt also die Fresken Asams, denen er sich über deren Farbtöne angenähert hat. Ein langer Weg. Auf kleinen quadratischen Leinwänden spürt Manfred Jacob Vogt den feinen Modulationen Asams nach, behutsam hat er sich an dessen Farbpalette herangetastet. Vogt verwendet nur Pigmente, die auch sein barocker Malerkollege nutzte. Wobei bis heute nicht ganz geklärt sei, woher Cosmas Damian Asam seine Pigmente bezogen habe, sagt Carmen Roll vom Diözesanmuseum Freising. Grüne Erde konnte er sowohl aus Verona als auch aus Böhmen oder sogar aus der Oberpfalz erhalten haben. Durch seine Ausbildung in Rom besaß er vielleicht in Italien eine gute Bezugsquelle. So wie Vogt, der, 1947 geboren, zwar in Augsburg aufwuchs, aber seit langem überwiegend in Velletri lebt, einer Stadt in den Albaner Bergen unweit von Rom. Nach seiner Ausbildung an der Münchner Kunstakademie und dem Studium der Kunstgeschichte an der LMU hatte der Maler in verschiedenen Berufen maßgeblich am Aufbau der bayerischen Museumspädagogik mitgewirkt, bevor er sich 1992 als freischaffender Künstler nach Italien zurückzog.

Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit in den frühen Siebzigerjahren arbeitet er mit Naturfarben, denen ganze Werkgruppen gewidmet sind. Von Anfang an hat er die Methoden von damals in seine künstlerische Gegenwart geholt. Die Pigmente bereitet er, zumindest zum Teil, nach antiker Rezeptur selbst auf, sucht gelbe, rote und braune Erdbrocken in Steinbrüchen. "Malen ist mischen", lautet sein Credo. Von den kleinen Farbstudien gelangt Vogt zu seinen abstrakten Improvisationen, die ganz von Farbe und Licht erfüllt sind. Im Dom hat er sich vor allem mit den 15 verschiedenen Ockertönen in der Scheinkuppel auseinandergesetzt sowie mit der bis zum Weiß hin aufgehellten Himmelsfarbigkeit in der Glorienszene, die den am unteren Rand des Mittelfreskos auf einer Wolke sitzenden Heiligen Nonnosus schon schwerelos wirken lässt. "Nur dort, wo Negatives auftaucht, werden die Farben schwer", sagt Vogt in einem im Ausstellungskatalog abgedruckten Interview über Asams Farbpalette. Weshalb es offen bleibt, ob sein eigenes in intensiven Rottönen schwelgendes Triptychon jetzt den Höllensturz darstellt oder doch nur einen glühenden Abendhimmel.

Farbe. Erde. Licht. Manfred Jacob Vogt im Dialog mit Cosmas Damian Asam; Domkirche Mariä Geburt, Freising, bis 3. November; Führungen mit dem Künstler am 20. und 27. Oktober und am 3. November jeweils um 14.30 Uhr

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