Ausstellung:Über den schwarzen Atlantik

Die zeitgenössische Kunst will ihren Blick auf die Welt mit einem Nabel in Europa oder Amerika aufgeben. Die Ausstellung "Frank Bowling. Mappa Mundi" führt vor, wie das funktionieren kann.

Von Catrin Lorch

Es ist eine Frage des Anspruchs: Manche Bilder begnügen sich damit, einen Ausschnitt aus der Welt zu zeigen. Andere öffnen sich weiter, werden zum Panorama. "Penumbra" ist noch eine Nummer größer. Mehr als sieben Meter lang und zwei Meter will die Welt zeigen, den ganzen blauen Planeten. Das Gemälde hat sich die Erde dazu passend gemacht, wie ausgewalzt liegen die Kontinente in einem langen Wirbel aus kühlem Grün und einem Blau, das so dunkel ist wie das tiefste Wasser. Europa, Asien, Nordamerika stemmen sich gegen die Strömung der Farben, die hellen Küstenlinien haben schon nachgegeben, nichts ist mehr an seinem Ort. Der Blick kann wandern über das Gemälde von Frank Bowling, wobei ihm die Kontinentalplatten immer wieder sanft entgleiten. Es ist ein Bild, in dem die Antwort enthalten ist auf drängende Fragen, die sich die zeitgenössische Kunst gerade stellt: Ob es einen Unterschied macht, ob der Maler eines Bildes weiß war oder schwarz.

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