Ausstellung:Tierisch menschlich

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Heinrich Kleys Skizzenblatt "Wenn ich ein Vöglein wär ...". Besonders Kleys Elefanten hatten es dem Trickfilmproduzenten Walt Disney angetan. (Foto: Valentin-Karlstadt-Musäum)

Heinrich Kley zeichnet die Revolution und sehr viel anderes. Zu sehen im Valentin-Karlstadt-Musäum

Von Evelyn Vogel

Natürlich geht es zum Auftakt der Ausstellung erst einmal um die bayerische Revolution. Erstens, weil man dieser Tage grad gar nicht drumrum kommt. Zweitens, weil einige Blätter zu diesem Thema der Anlass für die Ausstellung waren. "Sei kein Frosch! Heinrich Kley zeichnet die Revolution" heißt sie und ist im Valentin-Karlstadt-Musäum zu sehen.

Anfangs ist da also das bekannte Foto von den revolutionsbegeisterten Menschen vor dem Mathäserbräu ganz groß aufgespannt. Darunter werden auf einer Art Timeline die wichtigsten Ereignisse rund um den 7./8. November 1918 in Stichworten erzählt und drumherum sind reihenweise reproduzierte Flugblätter mit den Aufrufen der damaligen Zeit gepinnt. Rot sind sie. So rot wie die rot hingetupften Armbinden der revolutionären Soldaten in den Zeichnungen Kleys. Ein schönes Detail, das zeigt, wie liebevoll die Musäumsdirektorin Sabine Rinberger die kleine Schau eingerichtet hat.

Elf Originalzeichnungen von Heinrich Kley, die um den 7. November 1918 entstanden sind und im Archiv des Musäums entdeckt wurden, bilden den Nukleus, um den herum Kleys Welt ausgebreitet wird. Seine Witwe Emily hatte die Revolutions-Blätter an Hannes König, den Gründer des Valentin-Musäums, geschickt, als dieser in den Fünfzigerjahren eine Ausstellung vorbereitete. Postumschlag und Begleitbrief Emily sind auch ausgestellt. Kley, 1863 in Karlsruhe geboren, lebte von 1909 bis zu seinem Tod 1945 in München.

Zu sehen ist da der Zeichner, der mit seinen tierisch-komischen Blättern erst seine Frau Emily zum Lachen brachte, später mit diesen, aber auch satirischen, gesellschaftspolitischen Arbeiten für die Zeitschriften Simplicissimus und Jugend bekannt wurde und schließlich den Trickfilmer Walt Disney zu zahlreichen Figuren und Motiven in seinen Filmen wie "Fantasia" oder "Dumbo" inspirierte. Wie sehr, davon kann man sich direkt überzeugen, da einige Filmausschnitte auch auf einem Tablet laufen. George Grosz, der Kley noch aus seiner Studienzeit an der Dresdner Kunstgewerbeschule kannte, und Arthur Miller förderten Kleys Bekanntheit in den USA, schrieben sogar die Vorworte zu zwei Bänden mit Kley-Zeichnungen, die 1941 in Kalifornien erschienen. Da ist der Industriezeichner, der die Technikbegeisterung der Zwanzigerjahre für den Stahlkonzern Krupp konstruktionsgenau und farbig mitreißend zu übersetzen wusste. Der Postkartenmaler, dessen Aquarellzeichnungen Krupp erst hatten auf ihn aufmerksam werden lassen. Sogar der Anfänger Kley ist zu sehen, dessen erster Auftrag 1886 von der Universität Heidelberg kam, für die er den Festzug in ein fünf Meter langes Leporello übersetzte.

Insgesamt sind es 50 Skizzen und Zeichnungen, die Kley meist mit spitzer Feder, mitunter auch weichem Stift und selten koloriert zu Papier gebracht hat. Die Blätter zur Revolution wirken weitaus flüchtiger und weniger detailreich als die anderen Motive. Es scheint, als ob Heinrich Kley zwar nicht umhin gekommen wäre, seine Gedanken zur Aufbruchsstimmung jener Tage zeichnerisch zu Papier zu bringen. Aber liebevoll ausgearbeitet wie die anderen Motive sind sie nicht.

Sei kein Frosch. Heinrich Kley zeichnet die Revolution , Valentin-Karlstadt-Musäum, Im Isartor, Tal 50, bis 12. Feb., Mo/Di/Do 11.01-17.29 Uhr, Fr/Sa 11.01-17.59 Uhr, So 10.01-17.59 Uhr.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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