Ausstellung:Tief in der Materie

Ausstellung: Die Münchner Künstlerin Judith Egger mit ihrer Urknallbrille.

Die Münchner Künstlerin Judith Egger mit ihrer Urknallbrille.

(Foto: Judith Egger)

Judith Eggers "Ursprung/Origins"

Von Jürgen Moises

Zurück zum Urknall. Das ist etwas, wovon viele Wissenschaftler träumen. Einmal dorthin als Beobachter zurückreisen und dabei zuschauen, wie alles beginnt. Judith Egger macht das mit ihrer Urknallbrille möglich. Leider nicht in echt, sondern durch eine einfache Simulation, durch die man aber immerhin ein Bild davon bekommt, wie es damals gewesen sein könnte, als Materie, Raum und Zeit aus einer ursprünglichen Singularität heraus entstanden sind. Und genau das ist es auch, was der modernen Wissenschaft so häufig fehlt: einfache Bilder, die uns komplizierte Theorien und Zusammenhänge erklären oder zumindest vorstellbar machen.

Aber dafür gibt es Künstlerinnen wie Judith Egger, die sich ganz subjektiv und losgelöst von wissenschaftlichen Regeln ihre Bilder vom Urknall oder der Entstehung des Lebens machen kann. Für ihre Ausstellung "Ursprung/Origins", die noch an diesem Wochenende in der Whitebox zu sehen ist, hat sie genau das getan. Nicht alleine, sondern unterstützt vom Münchner System-Biophysiker Dieter Braun. Den hat sich die Künstlerin als Partner ausgesucht für ihr Projekt, das sie als Gewinnerin des "Zwei:Eins"-Preises realisiert hat. Sich einen Kooperationspartner aus einer anderen Disziplin zu suchen, war die Voraussetzung für den mit 12 000 Euro dotierten Preis.

Dass sich Egger zusammen mit Braun tief in die Urmaterie hineingearbeitet hat, das macht ihre "Versuchsanordnung über die Selbstorganisation der Materie und Entstehung des ersten Lebens auf der Erde" jedenfalls deutlich. Auch wenn am Ende doch eher Sinnbilder für die Rätselhaftigkeit des Lebens herausgekommen sind als Antworten auf das Wie oder Warum. Dazu gehören ein Tresor, auf den der "Baum des Lebens" eingraviert ist, ein Video, in dem man Sternenstaub rieseln sieht, eine Installation aus Erde und optischen Linsen oder ein "Laborraum" mit Versuchsanordnungen. Dort kann man sich auch einen Dialog zwischen Braun und Egger anhören, den es in Auszügen im Katalog nachzulesen gibt.

Dass sich auch die Stadt München für interdisziplinäre Dialoge interessiert, das legt eine städtische Veranstaltungsreihe nahe, die am 19. Mai um 16 Uhr in der Galerie Royal (Luisenstraße 66) ihren Auftakt hat. "Creative Munich - Coupling" heißt sie und stellt Künstlerpaare in den Mittelpunkt, die "neue Ideen" nach München bringen sollen. Den Anfang machen die Medienkünstlerin Marlena Novak und der Komponist Jay Alan Yim aus Amsterdam, die sich als Duo "Local Style" nennen. Was sie genau machen und vorhaben, kann man bei dem Gespräch erfahren.

Ursprung/Origins, Samstag und Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Whitebox, Atelierstraße 18

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