Ausstellung:Liebeserklärung auf Papier

Tomi Ungerer

Dieses Bild ist Teil einer Reihe, die der Zeichner und Maler Tomi Ungerer in den Achtzigerjahren für die Münchner Werbeagentur Heye und Partner angefertigt hat.

(Foto: Tomi Ungerer)

Claudia und Yussof Knauss zeigen unbekannte Werke des im Februar gestorbenen Zeichners Tomi Ungerer

Von Sabine Buchwald

Schon bald nach dem Erwerb einer Zeichnung anlässlich der ersten Münchner Ausstellung im Jahr 1975 begann die Freundschaft zwischen Tomi Ungerer und dem Ehepaar Knauss. Claudia und Yussof Knauss werden davon erzählen, wenn sie am heutigen Dienstagabend ihre Hommage an den im Februar verstorbenen Freund eröffnen. Auch Meisi Grill wird etwas sagen über Ungerer, so jedenfalls ist es geplant. Sie und Helmut Grill hatten den in Straßburg geborenen Zeichner Mitte der Siebzigerjahre in ihrer "Galerie der Zeichner" erstmals den Münchnern vorgestellt. Ein wohl eher gebildetes, bürgerliches, politisch kritisches Publikum wird sich die Arbeiten des Franzosen damals angesehen haben. Eben auch die Zeichnung, die später zu den Knauss' kam: ein Mann vor einer Mausefalle lauernd, in die eine Cola-Flasche als Köder geklemmte ist. Ungerer karikierte damit den Kampf der Cola-Erzeuger Pepsi und Coke um ihre Pfründe in China und anderen Teilen dieser Welt.

Die Arbeit ist eine von 45, die es in der kleinen Schau im Knauss'schen Werkraum in der Klenzestraße 67 nun zu sehen gibt. Es sind einige Originale, limitierte Drucke und auch nur Fotokopien, weil die Originale wieder zurückgingen an den Zeichner nach Irland. Dort ist Ungerer am 9. Februar im Alter von 87 Jahren gestorben. Am Abend der Vernissage werden genau sechs Monate nach seinem Tod vergangen sein. Der Verlust wirkt nach, bei denen, die ihn kannten. Man habe sich häufig gegenseitig besucht, erzählt Claudia Knauss. Die Kinder seien gemeinsam groß geworden, man habe sich auf Messen getroffen, miteinander gearbeitet.

Claudia Knauss hat als Verlagsleiterin jahrelang Kalender mit Bildern von Ungerer herausgebracht. An dem für das Jahr 2020 hat der Künstler noch mitgewirkt. Auch Puzzles mit seinen Zeichnungen als Vorlage hat Knauss verlegt. Und weil man sich mochte, gab es mal ein Bild von Ungerer zum runden Geburtstag oder eine schnell aufs Papier geworfene Liebeserklärung an den Sohn der Freunde. Vieles aber hat man gekauft. Ein letztes Bild kam erst vor ein paar Wochen dazu. Es zeigt, typisch Ungerer, eine Szene mit einer üppigen Assistentin an der Schreibmaschine an der ein Mann knabbert. Erst auf den zweiten oder gar dritten Blick erkennt man die Verbindungsknöpfe zwischen den Gliedmaßen der Frau, wie bei einer Marionette.

Die Ausstellung "Heute hier, morgen fort" will kein Abschied sein, sondern zeigen, was die Familie Knauss und auch die Grills von Ungerer besitzen. Tierbilder, wie sie in seinen Kinderbüchern zu finden sind, hängen neben sehr privaten Zeichnungen mit Widmung und Arbeiten, die Yusof Knauss bei Ungerer in Auftrag gab, als er noch die Werbeagentur Heye und Partner leitete. Aus dem Jahr 1985 etwa stammen die Szenen, die als Gedankenfutter für Kreative gedacht waren. Die Umsetzung des Mottos "Expect the unexpected", erwarte das Unerwartete, lautete der Auftrag, den Ungerer mit einem drollig wirkenden Männlein humorvoll löste.

Wer Ungerer mag, kann ihm hier sehr nahe kommen. Der Ausstellungsraum hat seine Grenzen, aber verweist auf die Zukunft. Meisi Grill und das Ehepaar Knauss sind Teil der Initiative "Forum für Humor und Komische Kunst". Seit Jahren setzen sie sich ein, dass der Humor in München ein Zuhause findet. Die ehemalige Viehmarktbank am Schlachthof soll es werden. Dann gäbe es Ungerer und Co. auf mehr als 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

"Heute hier, morgen fort", Hommage an Tomi Ungerer, Eröffnung 9. Juli, 19 Uhr, dann 11., 18,, 25. Juli, 1. und 7. August, 19 bis 21 Uhr, Klenzestraße 67

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