Ausstellung:LGBT in New York

Where Love Is Illegal
(Foto: Robin Hammond)

Von Sonja Zekri

Sie fielen über D. und O. auf dem Rückweg von einem Jazzkonzert her, nach dem Verlassen der Metro. Weil sie sich an den Händen hielten, zwei Frauen, sogar küssten, und das in Russland. "Bescheuerte Lesben", schrie der eine, der andere schlug, der dritte filmte alles mit dem Handy. D. und O. überlebten (unser Bild). Und ihre Liebe zueinander wurde nur noch größer. Das ist das Erstaunliche an den Fotografien der Ausstellung "Where Love is illegal" im Bronx Documentary Center in New York (bis 24. März), dass alle Versuche, die Liebe zu schlagen, einzusperren, zu vergewaltigen oder zu töten, rein gar nichts an der Tiefe der Gefühle ändert. "Where love is illegal"

beruht auf dem gleichnamigen Projekt des in Neuseeland geborenen Fotografen Robin Hammond, der für sein Internetprojekt "whereloveisillegal.com" Geschichten von Schwulen, Lesben, Intersexuellen oder Transpersonen gesammelt hat. Die Ausstellung erzählt einige dieser Schicksale. Das von Joseph aus Uganda, den die Polizei verschleppte und vergewaltigen ließ, dessen Mutter Mai aber unerschütterlich zu ihm hält ("Er ist ein guter Sohn."). Oder von Jessie, einer Transfrau aus dem Libanon, die weiß, dass ihre Familie sie umbringen will, aber in ihrem Anspruch auf Selbstbestimmung nicht wankt: "Ich bin so geboren und so werde ich sterben." Von der malaysischen Transfrau Nisah Ayub, die dem Gefängnis durch Selbstmord entkommen wollte, aber doch überlebte, eine Transfrau, immer noch. Von Bobby Brandon Brown aus Jamaica und seinem Geliebten Persien Unapologetic, der die Selbstbehauptung schon im Namen trägt. Einigen Porträtierten sieht man das Erlittene an, die wulstigen Narben, die aus Angst verdeckten Gesichter. Viele wollen ihren Namen nicht nennen wie D. und O. aus Russland. Und dennoch zeigt die Ausstellung keine Unterlegenen, keine gebrochenen Menschen, vielleicht, weil es fast immer auch jene gab, die halfen - Freunde, Anwälte, auch Fremde. Eine große Ruhe liegt auf vielen Gesichtern, eine Selbstgewissheit, die nichts Fatalistisches hat. Fast würde man sagen: beneidenswert.

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