Federico Fellinis Filmdebüt "Der weiße Scheich" aus dem Jahr 1952 bot eine Persiflage auf Fotoromane, ein damals neues Genre, das sich als medialer Bastard von Studiofotografie und Trivialliteratur bereits ein Millionenpublikum erobert hatte: Auf Hochzeitsreise in Rom läuft die Braut ihrem Bräutigam davon, um der Redaktion der Zeitschrift Incanto blu ("Blauer Zauber") einen Besuch abzustatten. Entzückt preist sie ihre Lieblingslektüre: "Die ganze Woche warte ich nur auf den Sonnabend, der mir mein Romanheftchen bringt. Ich gehe es am Bahnhof holen, dann laufe ich nach Hause, schließe mich in mein kleines Zimmer ein . . . und dann beginnt mein wahres Leben." - "Das wahre Leben ist das des Traums", antwortet ihr die Chefredakteurin.
Ausstellung:Ladenmädchen am Kiosk
Lesezeit: 4 min
Immer mit Sex, immer mit Gewalt - Fotoromane eroberten einst die ganze Mittelmeerregion. In Marseille wird das vergangene Leitmedium populärer Kultur und proletarischer Träume analysiert.
Von Volker Breidecker
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Literatur
Welches Buch wann im Leben das richtige ist
Investigative Recherchen in Russland
"In seiner Welt hält Putin sich für einen großartigen Strategen"
"Die Ärzte"
"Ach, Randale. Nee, keine Ahnung"
Meditieren lernen
"Meditation deckt auf, was ohnehin schon in einem ist"
Psychologie
"Es gehört dazu, die eigene Unzulänglichkeit akzeptieren zu können"