Ausstellung:"Ebony"-Fotoarchiv in Berlin

Moneta
(Foto: Johnson Publishing Company, LLC)

Von Peter Richter

Anfang April hat Johnson Publishing, das erste Verlagshaus in afroamerikanischer Hand, Insolvenz erklären müssen. Die wichtigen Magazintitel Ebony und Jet waren bereits verkauft, aber auch mit dem Verkauf des Fotoarchivs ist vor einer Weile begonnen worden, und dieses Archiv bebildert über siebzig Jahre schwarzes Selbstverständnis in den USA. Es ist deswegen ein Glück, dass Theaster Gates rechtzeitig seine Hände an die Sache gelegt hat, um Teile davon vorher in Museen zu präsentieren, und der Berliner Martin-Gropius-Bau hat zugegriffen ("The Black Image Corporation", bis 28. Juli).

Als Künstler ist Gates vor allem mit Arbeiten bekannt geworden, die seine Ausbildung als Stadtplaner verraten. Die Sorge um eine "Community" und den Ort, den sie sich ausbauen kann in der Welt, lässt sich aber auch auf Bilder wenden. Was in der Ausstellung nämlich präsentiert wird, entweder als große Poster oder zum Selberdurchstöbern am Lichttisch, das sind Bilder von Moneta Sleet Jr. und Isaac Sutton, die prägend für Johnson gearbeitet haben. Und diese Bilder zeigen zur Abwechslung nicht den Blick von Weißen auf das schwarze Amerika, sondern den eigenen. Sie fokussieren auch nicht auf die Missstände, sondern darauf, wohin die Reise gehen soll. Es geht, kunsttheoretisch gesprochen, nicht so sehr um Sozialrealismus mit seinen oft paternalistischen Untertönen, sondern um die emanzipative Kraft jener idealistischen Bildsprache von Magazinen, die mit Fotomodellen arbeiten, welche sich zur Leserin im Zweifel nicht anders verhalten als der Sänger Isaac Hayes auf dem Cover vom Mai 1972 zu dem Leser, der sich für das Thema "How to start your own business" (Juli 1964) interessiert. Selbst Bilder, auf denen es ein Model schaffen muss, in der irren Kombination aus Badeanzug, High Heels, einem Ski in der einen, einem Skistock in der anderen Hand und einer langen Zipfelmütze auf dem Kopf eine gute Figur zu machen, werden vor diesem Hintergrund zu großen und als Kunstwerk bitter ernst zu nehmenden Personifikationen eines Anspruchs auf vollumfängliche Teilhabe am Gesamtreichtum des Lebens. (Und das Model schafft es locker.)

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