Ausstellung:Der Sachlichkeit verpflichtet

Architekturfotograf Klaus Kinold stellt in Ingolstadt aus

Von Sabine Reithmaier, Ingolstadt

Zum 70. Geburtstag war eine Auswahl seiner Fotografien in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Jetzt anlässlich seines 80. würdigen der Kunstverein Ingolstadt und die Stiftung des Bund Deutscher Architekten Bayern mit einer thematischen Ausstellung den international geschätzten Münchner Architekturfotografen Klaus Kinold.

"Ich will Architektur zeigen, wie sie ist" - diesem Satz fühlt er sich bis heute verpflichtet, mit diesem Satz wird er auch häufig zitiert. Geboren 1939 in Essen studierte er Architektur in Karlsruhe bei Egon Eiermann, dr vor allem in Stahl baute. "Logik, Reinheit, Klarheit" lauteten dessen Maximen, die Kinold entgegenkamen. In seinen klassischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen bevorzugte er poetische Sachlichkeit. Kinold hat die Bauten vieler bedeutender Architekten von Frank Lloyd Wright bis Herzog & de Meuron und Frank O. Gehry dokumentiert. Mit besonderer Leidenschaft widmete er sich Gebäuden großer Meister wie Alvar Aalto, Le Corbusier, Louis Kahn und Jože Plečnik. Manche Architekten wählten ihn sogar zu ihrem bevorzugten Fotografen, weil sie ihr Werk durch ihn am besten vermittelt sahen. Jahrzehntelang arbeitete er aber nicht nur als Auftragsfotograf, sondern gab auch internationale Fachzeitschriften für Architektur heraus.

Für Ingolstadt hat er nun unter dem Titel "Schöpferische Wiederherstellung" 39 Aufnahmen ausgewählter Bauten von Hans Döllgast, Karljosef Schattner und Josef Wiedemann zusammengestellt, darunter einige Großformate und ein fünf Meter breites Wandbild der Münchner Glyptothek. Die "schöpferische Wiederherstellung" beschädigter Gebäude war nach dem Zweiten Weltkrieg ein wichtiges Thema der Architektur. Als Pionier dieser Entwicklung gilt der Münchner Baumeister und Hochschullehrer Hans Döllgast, der die Wiederherstellung der Alten Pinakothek sowie der Basilika St. Bonifaz und die Reparatur der großen städtischen Friedhöfe in München meisterte. Karljosef Schattner, langjähriger Diözesanbaumeister des Bistums Eichstätt, rettete in der Bischofsstadt bedrohte Bauten wie das Alte Waisenhaus und erweiterte sie zeitgenössisch, gab historischen Gebäuden wie dem Ulmer Hof durch funktionale Ergänzungen eine neue Nutzung. Im Schloss Hirschberg nahe Beilngries setzte er einen modernen Trakt vor die Südfassade gemäß seinem Leitgedanken: "Die Gegenwart leugnen hieße die Geschichte leugnen. Neues Bauen in alter Umgebung ist etwas Selbstverständliches."

Auch Josef Wiedemann, der wie Schattner bei Döllgast studierte, war neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer ein herausragender Architekt des Münchner Wiederaufbaus. Als eines seiner Meisterwerke gilt die interpretierende Rekonstruktion der stark zerstörten Glyptothek am Königsplatz.

Schöpferische Wiederherstellung: Architekturfotografien von Klaus Kinold, bis 16.6., Fr. bis So. 12 -18 Uhr, Galerie im Theater, Schlosslände 1, Ingolstadt

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