Niemand wird Hoppers existentielle, lebenslange und vielgestaltige Beziehung zur Kunst in Frage stellen wollen. Als Sammler war er ein Trendsetter, als Regisseur ein Revolutionär, als Schauspieler ein bisweilen gemeingefährlicher Antiheld, als Fotograf ein instinktsicherer Chronist. Als bildender Künstler aber ein Chamäleon, zu wendig, unentschieden, um wirklich Profil zu entwickeln. Hoppers Malereien, Assemblagen und Mixed-Media-Bilder, egal aus welcher Schaffensphase, sind Arbeiten eines talentierten Dilettanten. Er mimt Duchamp und er macht in Warhol, er versucht sich an Oldenburg, spielt Rauschenberg. Rosenquist geht irgendwie daneben, und Baldessari oder Ruscha zum Beispiel kann er überhaupt nicht. Die in weiten Teilen misslungene Choreographie der Ausstellung selbst, die unglücklich dichte, streckenweise auch lustlose Hängung geht wiederum auf Schnabels Kappe. Hoppers Kunstproduktion zwischen Ready-made, Konzeptkunst, Pop Art und Appropriation lässt sicher viel Platz für weit gefasste Definitionen dessen, was Kunst ist und wer ein Künstler. Unangenehm berührt jedoch zum Beispiel der Umstand, dass die riesigen Billboard-Paintings, die Fotografien Hoppers reproduzieren und zu fotorealistischen Reklamewänden aufgeblasen sind, als eigenhändige Arbeiten ausgestellt werden. Angefertigt wurden sie aber von professionellen Reklamemalern, im Auftrag des Künstlers - eine Information, die sich weder im Katalog noch in der Ausstellung selbst findet. So verlassen die meisten Besucher die Show in der Überzeugung, dass dieser Dennis Hopper zu allem anderen auch noch ein unglaublich guter, fotorealistischer Maler war.
Im Bild: "Coca Cola Sign (found object)"