Ausstellung:Alle Werke führen nach Rom

Die Münzsammlung zeigt die Metropole im Spiegel ihrer Medaillen

Von Evelyn Vogel

Wer sich auf einen ungewöhnlichen architektonischen Stadtspaziergang durch Rom begeben will, kann dies derzeit in der Staatlichen Münzsammlung in der Münchner Residenz tun. Kirchen, Paläste und Residenzen, Straßen und Platzanlagen mit Obelisken und Brunnen, Stadtmauern, Brücken und Wasserleitungen bis hin zur außerhalb Roms gelegenen Hafenanlage, aber auch idealisierte und chiffrehafte Architekturen funkeln zumeist silbrig im Licht der Vitrinen.

Dazu zeigt die Ausstellung mit einem Folianten von 1679 die älteste Medaillengeschichte der Päpste in Buchform, stellt ein hübsches Kästchen mit 247 in elf Schubladen verwahrten Papstmedaillen des Nürnberger Verlegers Caspar Gottlieb Lauffer aus, geht ein wenig auf Sammlungsgeschichte ein und wirft einen Blick auf Medaillentraditionen in Europa. In Deutschland ragten die Reichsstädte Nürnberg und Augsburg hervor, und in Frankreich gab Ludwig XIV. königlich-französische Medaillenserien in Auftrag. Auch innerhalb Italiens fanden sich Darstellungen von Städten in diesem Format. Doch keine Stadt wurde so häufig auf Medaillen verewigt wie Rom, die ewige Stadt.

Auftraggeber dieser Architekturmedaillen, deren Hochblüte zwischen 1460 und 1670 lag, waren vor allem die Päpste. Sich selbst zum Ruhm und zum Lob der Stadt ließen sie Medaillen prägen, die auf einer Seite ihr eigenes Konterfei zeigte, auf der anderen ein von ihnen erbautes oder geplantes Gebäude. Die Liste umfasst nicht weniger als 18 päpstliche Auftraggeber und reicht von Paul II. bis Alexander VI. Einige Päpste waren so interessiert, dass sie sich selbst an den Entwürfen beteiligten.

Angesichts der langen Bauzeit unter entsprechend vielen Päpsten wurde kein andere Gebäude so oft auf Medaillen dargestellt wie die päpstliche Basilika St. Peter. Um 1580 werden vermehrt die beiden Hauptkirchen San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore abgebildet und seit Urban VIII., also von 1623 an, tauchen auch kleinere Kirchen auf Medaillen auf. Sie alle zeichnen einen Stadtplan des päpstlichen Rom nach, das die antike Stadt ignorierte.

Auch einflussreiche Kardinäle, unter ihnen besonders Alessandro Farnese, taten es den Päpsten gleich. Zudem rückten andere Auftraggeber wie Jacopo Gottifredi, Leibarzt Pauls II., der päpstliche Baumeister Donato Bramante oder der Militärkommandant Niccolò Todini ihre Bauten ins rechte Licht, indem sie die entsprechenden Gebäude auf Medaillen prägen ließen.

Bei der Vielzahl bedeutender Auftraggeber traten die Medailleure in den Hintergrund. Dabei lässt sich anhand er ausgestellten Objekte vor allem aus den Händen von Gaspare Mola und Gaspare Morone Mola gut erkennen, wie sich im Verlauf von zwei Generationen die Darstellungsweise und Prägetechnik veränderte. Neben Außen- traten Innenansichten, man experimentierte mit Perspektiven und schuf atmosphärisch dichte Platzansichten. Die Medaillenkunst wurde immer detaillierter und feiner, bis Medaillenbilder komponiert wurden, die mit dem Charakter der Veduten von Kupferstechern konkurrieren konnten.

Die silberne Stadt. Rom im Spiegel seiner Medaillen, Staatliche Münzsammlung, Residenzstraße 1, bis 30. Mai, Di.-So. 10-17 Uhr

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