Ausblick:Mehr Spaß, mehr Jugend

Die kommende Saison der Münchner Philharmoniker

Von Egbert Tholl

Valery Gergiev freut sich auf das Ausweichquartier des Gasteigs in Sendling. Im September 2021 soll es bezogen werden, und Gergiev erhofft sich vom ungewöhnlichen Ort die Möglichkeit, noch ein bisschen mehr für junge Leute machen zu können. Die Nachfrage ist groß: In der Saison 2017/18 besuchten insgesamt 35 000 junge Menschen die rund 200 Veranstaltungen des Education-Programms der Münchner Philharmoniker. Dann berichtet Gergiev bei der Jahrespressekonferenz noch ein bisschen davon, wie er selbst erlebt hat, dass ein neuer Saal - und die Interims-Philharmonie wäre ja zumindest temporär ein neuer Saal - als Magnet wirken kann. Beispiel Paris: Jenseits des Zentrums gelegen, immer voll und ein Entwicklungsmotor fürs Viertel.

Ein bisschen schwebt über diesem Pressegespräch immer noch die dunkle Wolke der Skepsis, ob mit der Gasteigsanierung alles seinen idealen Gang gehen wird. Gergiev erzählt dazu, dass ihm, als er 2004 seinen ersten Vertrag in London unterschrieb, dort ein neuer Saal versprochen wurde. Darüber wird heute noch diskutiert. Gegenbeispiele sind die vielen neuen Säle in China oder auch der neue Zweitbau des Mariinsky-Theaters: "Als es fertig war, waren alle Diskussionen passé." Und inzwischen drei Millionen Besucher drin, so Gergiev. Abzuleiten davon: München sollte seine Zukunft nicht vermasseln.

Ende Januar, Anfang Februar 2020 findet in der kommenden Saison wieder das 360°-Festival statt, diesmal mit Tanz - Ravels "Daphne et Chloé" - und jeweils endend in der Muffathalle. Intendant Paul Müller zeigt sich entzückt über die Erfahrung der vergangenen Festivals, dass Hallen eben ein anderes Publikum hätten als die Philharmonie. Auch Müller freue sich aufs Ausweichquartier mit allen neuen Möglichkeiten, da imagemäßig noch nicht belegt. Lange davor, noch in der laufenden Saison, am 1. Juni, werden die Musiker der Philharmoniker an 30 Orten Haidhausen beschallen. Matthias Ambrosius, Mitglied des Orchestervorstands: "Wir zeigen alle Facetten des Orchesters." Eines Orchesters, das immer mehr Spaß an der Zusammenarbeit mit Gergiev habe.

Kommende Saison: Bruckner, eh klar, live und auf CD. Vier Dirigentinnen, Susanna Mälkki, Barbara Hannigan, Karina Canellakis, Oksana Lyniv. Erstaufführungen, darunter Jörg Widmanns Riesen-Oratorium "Arche", nach Hamburg zum ersten Mal in München, oder Manfred Trojahn, Uraufführung der sechsten Symphonie, dirigiert von Omer Meir-Wellber. Und: "Tristan", zweiter Akt, konzertant, dirigiert von Gergiev, der insgesamt 37 Konzerte leitet, 21 davon in München.

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