Acht Jahrzehnte nach der Vertreibung kehrt das Erbe Anne Franks nach Frankfurt zurück. Bedeutende Objekte und Dokumente aus dem Besitz der Familie sollen aus Basel an den Main umziehen. Mehrere hundert Gegenstände - Gemälde, Fotos, Möbel, Briefe, Erinnerungsstücke - sollen als Dauerleihgabe im Jüdischen Museum aufbewahrt, ausgestellt und für die Forschung zugänglich gemacht werden. Dazu wird das Haus bis 2015 erweitert, wie die Stadt Frankfurt, das Museum und der Baseler Anne Frank Fonds am Dienstag bekanntgaben.
Anne Frank (1929-1945), deren Tagebuch eines der bewegendsten Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus ist, wurde in Frankfurt geboren. Das berühmte Tagebuch kommt allerdings nicht nach Frankfurt, es verbleibt im Anne-Frank-Haus in Amsterdam, wo sie sich zwei Jahre lang mit Familienangehörigen und Bekannten vor den Nationalsozialisten versteckte, um der Deportation zu entgehen.
Während dort die Verfolgungsgeschichte im Mittelpunkt steht, soll es in Frankfurt vor allem um die Familiengeschichte gehen. "Mit dem heutigen Tag schließen wir einen Kreis", sagte Buddy Elias (86), der in der Schweiz lebende Cousin Anne Franks und Präsident des Fonds, "wir verbinden die Wurzeln der Familie mit der Zukunft."
Der Fonds habe jahrelang verschiedene Standorte erwogen, sich aber nun "mit guten Gründen" für Frankfurt entschieden, sagte Elias: Der Frankfurter S. Fischer Verlag habe das Tagebuch in die Welt getragen, bedeutende Institutionen beschäftigten sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit, nicht zuletzt lägen hier die Wurzeln der Familie.
Vertrauensbeweis für die Stadt
Das erste Exponat der künftigen Dauerausstellung - ein Bild des Urururgroßvaters von Anne und Buddy - ist bereits angekommen. Der Großteil der Stücke wird allerdings erst umziehen, wenn das Jüdische Museum ausgebaut ist.
Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) hält 2015 für realistisch. Die Kooperation sei ein Vertrauensbeweis für die Stadt, "der in seiner Bedeutung überhaupt nicht zu überschätzen ist".
Das geplante "Familie Frank Zentrum" werde aus drei Bereichen bestehen, erklärte der Direktor des Jüdischen Museums, Raphael Gross: Dauerausstellung, Archiv und ein Zentrum für Forschung und Pädagogik.