Auf Distanz:Späte Abgrenzung

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Akademie der Schönen Künste bezieht Stellung im Fall Mauser

Von Sabine Reithmaier, München

Lang hat es gedauert. Aber nun hat sich die Leitung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste doch zu einer Stellungnahme im Fall Siegfried Mauser aufgerafft. Sie hat sich entschlossen, "den Opfern von Herrn Mauser ihr Bedauern" auszusprechen. Die Musikabteilung, deren Direktor Mauser von 2002 bis 2016 war, hatte sich vor drei Wochen noch nicht zu diesem Schritt entschließen können. Schließlich seien die Übergriffe nicht in den Räumen der Akademie erfolgt, so die inoffizielle Begründung.

Sie habe die Strafverfahren gegen Mauser nie in Frage gestellt, die ausgesprochenen Urteile nie kommentiert, teilt die Leitung jetzt mit. "Dies tun einzelne Akademiemitglieder öffentlich. Sie sprechen dabei nur für sich selbst." Das bezieht sich auch auf die engagiert für Mauser eintretenden Leserbriefe der ehemaligen Präsidenten Dieter Borchmeyer und Michael Krüger, die im Mai 2016 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht worden waren. Davon hatte sich die Musikabteilung bereits vor drei Wochen abgegrenzt, jetzt distanziert sich auch die gesamte Leitung mit Nachdruck von diesen Äußerungen. Mauser, der wegen sexueller Nötigung verurteilte ehemalige Präsident der Musikhochschule München, ist bereits am 25. Oktober aus der Akademie ausgetreten. Mit diesem Schritt kam er einem bereits eingeleiteten Ausschlussverfahren zuvor. Für Aufregung sorgt weiterhin die Festschrift, die anlässlich seines 65. Geburtstages erschienen ist. Mitherausgeber ist der ehemalige Akademiepräsident Dieter Borchmeyer, zahlreiche weitere Mitglieder haben sich mit Beiträgen beteiligt. Keiner von ihnen störte sich anscheinend am Vorwort, in dem von Mausers "bisweilen die Grenzen der ,bienséance' überschreitenden weltumarmenden Eros" die Rede ist, der für ihn schwerwiegende rechtliche Folgen gehabt habe.

Auch dazu geht die Akademieleitung auf Abstand. Sie halte jede öffentliche Ehrung ihres ehemaligen Mitglieds für unangemessen, schreibt sie. Sie hätte es begrüßt, wenn nach der rechtskräftigen Verurteilung die Festschrift zumindest seitens der Herausgeberschaft in Frage gestellt worden wäre. Sie werde nun die Strukturen prüfen sowie Maßnahmen diskutieren, um die aufgetretenen Probleme zu beseitigen.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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