Atomwaffen:Das nukleare Tabu

Atomwaffen: Die im Mai 1965 gezündete zweite chinesische Atombombe, abfotografiert von einem TV-Bildschirm in Tokio.

Die im Mai 1965 gezündete zweite chinesische Atombombe, abfotografiert von einem TV-Bildschirm in Tokio.

(Foto: UPI/picture alliance /dpa)

Wladimir Putin hat gleich mehrere Mal mit dem Atomangriff gedroht, Joe Biden wird den Erstschlag wohl nicht ausschließen. Ist damit das Tabu, das seit Jahrzehnten weltweit respektiert wird, schon gebrochen?

Von Andrian Kreye

Hin und wieder ist die Menschheit ja doch recht vernünftig. Am 3. Januar dieses Jahres veröffentlichten die Atommächte Russland, USA, Großbritannien, China und Frankreich und Großbritannien zum Beispiel eine gemeinsame Erklärung mit dem Fazit: "Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf nie geführt werden." Diesen Grundsatz hatten Ronald Reagan und Michail Gorbatschow ursprünglich 1985 bei ihrem Treffen in Genf wortwörtlich so formuliert. Und schon damals war er nicht nur der Ausdruck der Doktrin vom Gleichgewicht des Schreckens, sondern auch die Maxime einer ethischen Norm, die Nina Tannenwald als "Das nukleare Tabu" untersucht hat. Die Politologin leitet den Studiengang Internationale Beziehungen an der Brown University in Providence, Rhode Island, und gilt als eine der führenden Akademikerinnen zu den Themen Kriegsrecht und Rüstungskontrolle. Das nukleare Tabu, so schreibt sie in ihrem gleichnamigen Buch, war die vergangenen Jahrzehnte das Fundament dafür, dass die nuklearen Mächte ihr Arsenal auch nicht in verfahrenen Feldzügen einsetzten, bei denen es keine Gefahr eines Gegenschlages gegeben hätte, wie in Afghanistan, Vietnam oder im Irak. Denn mit dem Tabu kam das Stigma und das ist absolut.

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