Astronomie:Sternenhimmel

Astronomie: Das Bild zeigt den Mond Miranda, über dessen Horizont der Uranus aufgeht. Illustration aus Chris Wormell / Raman Prinja: Das Planetarium.

Das Bild zeigt den Mond Miranda, über dessen Horizont der Uranus aufgeht. Illustration aus Chris Wormell / Raman Prinja: Das Planetarium.

(Foto: Verlag)

Eine lehrreiche Wanderung im Weltraum. Am Anfang steht das Sonnensystem mit seinen acht großen Planeten, danach kommt ein Streifzug über den nächtlichen Himmel.

Von Helmut Hornung

Ein Planetarium ist ein Raum, an dessen kuppelförmige Decke ein künstlicher Sternenhimmel projiziert wird. Dieser lässt sich dank des ausgeklügelten Zusammenspiels von Optik und Elektronik im Zeitraffer bewegen und führt so die tägliche oder jährliche Veränderung des Firmaments vor Augen. Dazu ziehen meist auch noch Sonne, Mond und Planeten ihre Bahnen, erscheinen plötzlich Asteroiden und Kometen oder blitzen Sternschnuppen auf. Kurz: Ein Planetarium ist ein Ort voller Dynamik - im Gegensatz zu einem Buch. Es mutet daher einigermaßen seltsam an, wenn ein Buch den Titel "Das Planetarium" trägt, die einzelnen Kapitel hingegen "Säle" und die beschriebenen Objekte "Ausstellungsstücke" genannt werden. Hier geht einiges durcheinander. Hat jemand vom Verlag ein Planetarium mit einem Museum verwechselt? Oder fand die Marketing-Abteilung den Begriff "Planetarium" einfach nur eingängiger? Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, das Buch fällt mit seinem ungewöhnlichen Format von rund 28 mal 38 Zentimetern ohnehin auf.

Zugegeben, die Qualität eines Sachbuchs bemisst sich nicht nach Größe oder Titel, sondern allein nach Inhalt. Und da schneidet "Das Planetarium" sehr ordentlich ab. Beim ersten Durchblättern bleibt man sofort an den meist großformatigen Zeichnungen hängen. Chris Wormell hat sie mit viel Liebe zum Detail in einem eigenwilligen Stil angefertigt, den man vielleicht als "schraffierten Pointillismus" bezeichnen könnte. Ob der Aufgang des Uranus am Horizont seines Mondes Miranda, der Orionnebel oder das Galaxienpaar Arp 273, viele der Bilder gehen auf fotografische Vorlagen von Teleskopen und Raumsonden zurück. Wormells unverkennbare Handschrift und seine spezielle Technik - Holz- und Linolschnitt sowie digitale Gravur an Computer und Tablet - machen die vielen Illustrationen zu eigenständigen kleinen Kunstwerken, die sicher auch junge Leserinnen und Leser ansprechen.

Nicht nur optisch macht das Buch etwas her. Der Text und die Bildlegenden von Raman Prinja, Professor für Astrophysik am University College London, sind anschaulich, verständlich und trotz der notwendigen Vereinfachung überwiegend korrekt. Die Übersetzung aus dem Englischen ist einwandfrei. Am Anfang des Rundgangs durch das "Museum" steht ein Blick in den "Saal" mit Teleskopen auf der Erde und im Weltraum. Danach geht es schrittweise aus der Nähe in die Ferne, beginnend im Sonnensystem mit seinen acht großen Planeten und den derzeit gelisteten fünf Zwergplaneten. Nach der Sonne folgt ein Streifzug durch den nächtlichen Himmel. Dabei sind die Sternkarten der nördlichen und südlichen Hemisphäre zwar schön anzuschauen, für die Orientierung am Firmament oder gar als Anregung für eigene Entdeckungstouren taugen sie nichts, denn in einem echten Planetarium stehen die Konstellationen und ihre Konturen im Vordergrund.

Über den Lebenszyklus der Sterne mit ihrer Geburt in kosmischen Wolken aus Gas und Staub bis zu ihrem Tod mit den drei möglichen Endstadien als Weißer Zwerg, Neutronenstern oder Schwarzes Loch befasst sich das nächste Kapitel. Schließlich führt der Rundgang hinaus ins All zu den Galaxien, die in unterschiedlichen Typen auftreten, etwa als Spiralen. Auch unsere Milchstraße hat die Form eines solchen "Feuerrades" mit einem nahezu kugelförmigen Zentralbereich und Armen, die sich in einer flachen Scheibe erstrecken. Daneben existieren noch irreguläre und elliptische Systeme; Letztere entstanden allerdings nicht aus "langsamer drehenden Wolken", wie es im Text heißt, sondern durch die Kollision von Spiralgalaxien. Das empfehlenswerte Buch endet mit einem kurzen Ausflug in die Kosmologie, zum Urknall am Anfang und zum "Big Rip" am Ende, in dem das Universum eines fernen Tages förmlich zerrissen wird. (ab 8 Jahre)

Chris Wormell und Raman Prinja, Das Planetarium, Prestel-Verlag, München 2018, 97 Seiten, 25 Euro.

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