Asterix-Zeichner wird 80:Immer schön prügeln

Es wird der teuerste Film in der europäischen Filmgeschichte: David Beckham, Zinedine Zidane, Alain Delon, Michael Schumacher und Gisele Bündchen spielen "Asterix bei den Olympischen Spielen". Dahinter steckt ein Mann, der morgen 80 wird: Asterix-Zeichner Albert Uderzo. Wie alles begann.

Alex Rühle

Wir schreiben das Jahr 1959. Die ganze Welt ist von den USA und Sowjetrussland dominiert. Die ganze Welt? Nein, ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Land hört nicht auf zu behaupten, es sei zwar inzwischen recht klein aber irgendwie trotzdem die dritte Weltmacht. Tagsüber hören diese Gallier sich die großspurigen Reden ihres Majestix de Gaulle an, abends, vor dem Fernsehfeuer, erzählen sie einander Heldengeschichten aus der Resistance. Nachts verdrängen sie die Katastrophe in Indochina und den Algerienkrieg. Und eines Tages finden sie sich in den Buchläden gespiegelt in zwei merkwürdigen Typen...

Asterix-Zeichner Uderzo wrd 80 Jahre alt

Albert Uderzo ist der Vater von Asterix und Obelix.

(Foto: Foto: dpa)

Eigentlich saßen Albert Uderzo und René Goscinny seinerzeit an einem Comic über Reineke Fuchs. Dann aber kam ihnen Jen Trubert mit einer ganz ähnlichen Serie zuvor. Die zwei waren am Boden - und gerettet. Wer weiß heute schon, wer Jen Trubert ist?

Genug von amerikanischen Helden und Supermännern

Uderzo und Goscinny waren sich damals nur darin einig, dass sie genug hatten von all den amerikanischen Superhelden. Ihrem Verleger schwebte etwas mild Pädagogisches vor, das irgendwie mit der französischen Geschichte zu tun hat. Der Name Vercingetorix hatte es ihnen angetan, die Idee, alle Namen auf -ix enden zu lassen. Und Uderzo strichelte großnasige Männchen vor sich hin. Er hatte mal, als Kind, ein Plakat gesehen, von einem Clown mit seinem Namen. "Dieser Albert", so erzählt er seither, "muss mich zu den Knollnasen meiner Gallier inspiriert haben. So wurden Asterix und Obelix an meiner Stelle Clowns."

Goscinny wollte anfangs nur einen stummelkleinen Gallier durch die Abenteuer mit den übermächtigen Römern schicken. Uderzo stellte ihm einen dicken Riesen zur Seite, in dessen Hirn sich die Ideen hinkelsteinschwer von Neuron zu Neuron schleppen. So wurden Asterix und Obelix, diese urfranzösischen Helden, zu gleichen Teilen von zwei Einwandererkindern erfunden: Goscinny wuchs in Argentinien auf, Albert Uderzo kam heute vor 80 Jahren als Sohn italienischer Einwanderer bei Reims zur Welt, mit sechs Fingern an jeder Hand und einer angeborenen Rotgrünblindheit.

Der kleine gallische Kosmos

Die beiden wussten damals nichts über die gallische Geschichte, nur dass sich die Stämme untereinander zu prügeln pflegten und dass es da merkwürdige druidische Bräuche gab. Dennoch wurden Asterix und Obelix in wenigen Jahren französisches Kulturgut wie sonst nur die Marianne und Jeanne d'Arc. Der erste französische Satellit wurde nach Asterix benannt, de Gaulle pflegte seine Minister mit Namen aus dem gallischen Dorf zu belegen. Umgekehrt schmuggelte Uderzo französische Politiker, Sportler, Filmstars in den gallischen Kosmos, Charles Laughton, Giscard d'Estaing, Eddy Merckx, und gab dem alten Methusalix großzügig Brigitte Bardot als Frau. Die fühlte sich geschmeichelt, Jean Marais war eher verärgert über seinen Auftritt als Tragicomix: Uderzos Gallier sind immer Kippfiguren, jeder von ihnen kann mit einem Strich vom Helden zur Witzfigur werden.

Asterix und Obelix müssten heute längst selbst um die 80 sein, aber Uderzo lässt sie nicht ruhen, Obelix muss immer noch mit nacktem Oberkörper durch Frankreich ziehen und bei jedem Halt cholesterinreiches Zeug fressen. Apropos Fressen: Wenn man die Gallier nach jedem ihrer Abenteuer lustvoll im fettigen Wildschweinfleisch wühlen sieht, ist kaum zu glauben, dass Uderzo und Goscinny ihre Zusammenarbeit 1951 mit einer Zeitschriftenserie über gutes Benehmen begannen. Damals texteten und zeichneten sie beide und gaben auf die Frage, wer von beiden denn nun wer sei, stets zur Antwort: "Moi, c'est l'autre", ich bin der andere.

Tot vom Hometrainer gefallen

Der andere fiel 1977 bei einem Belastungstest tot vom Hometrainer. Asterix und Obelix waren da gerade in Belgien unterwegs, weshalb der Verlag Uderzo zwang, die beiden Gallier alleine in ihr Dorf zurückzubringen. Seither hat er acht Hefte in Eigenregie getextet und gezeichnet. Dabei ist der schnelle, funkelnde Sprachwitz Goscinnys einem behäbig harmlosen Schmunzelhumor gewichen.

Parallel dazu verwandelte sich das anarchische Comicdorf in der wirklichen Welt in einen Adventurepark, Uderzo wurde mit der Vermarktung von Eis-Revuen und Firlefanz, den die beiden anspruchslosen Gallier nie benutzt hätten, zu einem der reichsten Männer Europas. Sogar die Endung "-ix" hat er sich angeblich patentieren lassen. Da wirkt es geradezu prophetisch, dass Uderzo sich einmal selbst porträtiert hat, als gottgleichen Kaiser mit dem Namen Tyrannos, auf einem Wandrelief bei der Anmeldung zu den Olympischen Spielen. "Asterix bei den Olympischen Spielen" wird übrigens zur Zeit verfilmt, der teuerste Film der europäischen Filmgeschichte, mit Alain Delon als Cäsar. Ansonsten treten auf Beckham, Zidane, Schumacher und Gisele Bündchen.

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