Arthouse:Einsame Spitze

Die neue Reihe "Dolly & Bernd zeigen: One-Film Wonders" startet im Werkstattkino mit der Low-Budget-Komödie "Die Quereinsteigerinnen - Die Rückkehr der gelben Telefonzellen"

Von Jürgen Moises

Es gibt Leute, die auch heute noch nostalgisch werden, wenn sie eine der guten, alten, gelben Telefonzellen sehen. Diese wurden im wiedervereinigten Deutschland zuerst durch mausgrau-weiß-rosafarbene Kästen verdrängt und im Zeitalter der Mobiltelefonie durch sogenannte Basistelefone. Weswegen man die gelben Zellen heute fast nur noch im Museum sieht, auf alten Fotos oder in Filmen. Wie etwa in "Die Quereinsteigerinnen - Die Rückkehr der gelben Telefonzellen" aus dem Jahr 2006, in dem die Häuschen, wie der Untertitel verrät, sogar eine zentrale Rolle spielen. Die Low-Budget-Komödie von Rainer Knepperges und Christian Mrasek handelt von zwei Freundinnen, Barbara und Katja, die mit der Entführung des Telekom-Chefs die Wiederaufstellung der gelben Zellen erreichen wollen.

Zu sehen ist "Die Quereinsteigerinnen" am Donnerstag und Freitag im Werkstattkino, und zwar zum Auftakt einer Filmreihe, die sich "Dolly & Bernd zeigen: One-Film-Wonders" nennt. Doris "Dolly" Kuhn und Bernd Brehmer vom Werkstattkino präsentieren darin Werke von Regisseuren, die tatsächlich nur einen Kinofilm gemacht haben und dann zum Fernsehen, zur Schauspielerei oder in die mediale Versenkung zurückkehrten. Oder die mit nur einem einzigen Film einer etwas größeren Öffentlichkeit auffielen. Dazu gehören Hiroaki Yoshidas "Iron Maze" (15./28. 8.), ein kleiner Neo-Noir mit Bridet Fonda, Herk Harveys Horror-Klassiker "Carnival Of Souls" (18./19. 8.) oder "Theo gegen den Rest der Welt" von Peter F. Bringmann mit Marius Müller-Westernhagen in der Hauptrolle (17./18. 8.).

Arthouse: Gefesselt - nicht mit einem Telefonkabel, aber trotzdem in misslicher Lage: der Telekom-Chef, gespielt von Rainer Knepperges. Der Kölner Autor und Schauspieler hat bei diesem Film auch die Regie geführt.

Gefesselt - nicht mit einem Telefonkabel, aber trotzdem in misslicher Lage: der Telekom-Chef, gespielt von Rainer Knepperges. Der Kölner Autor und Schauspieler hat bei diesem Film auch die Regie geführt.

(Foto: Rif Film)

In die Reihe Regie-Werke von bekannten Schauspielern gehören Charles Laughtons schauerromantisches Meisterwerk "The Night Of The Hunter" (16./17. 8.) und "Lost River", ein weiteres schönes Nachtstück von Ryan Gosling (21./22. 8.). Auch der Western "One-Eyed Jacks" von Marlon Brando (22./23. 8.) lässt sich in diese Linie stellen und genauso die Literatur-Verfilmung "The Dancer Upstairs" von John Malkovich (27. 8.). Mit dem Thai-Western "Tears Of The Black Tiger" (19./20. 8.) gelang Wisit Sasanatieng in Cannes ein Achtungserfolg, ein Versprechen, das er danach nicht mehr einlöste, während Frank Henelotters Horror-Reißer "Basket Case" von 1982 (20./21. 8.) erst nach einigen Jahren zum Kultfilm avancierte.

Den Anstoß für die Reihe gaben übrigens, zumindest indirekt, "Die Quereinsteigerinnen". Und zwar insofern, als die Idee dazu beim entspannten Plausch mit Rainer Knepperges entstand. Der Kölner Autor, Schauspieler und Regisseur ist ein guter Freund des Werkstattkinos und im Film übrigens als Telekom-Chef zu sehen. Die Rolle der Barbara spielt Nina Proll und der Münchner Filmrebell Klaus Lemke hat eine Nebenrolle. Da auch zu ihm enger Kontakt besteht, tauchte Knepperges übrigens in den jüngsten beiden Lemke-Filmen als Schauspieler auf. Am Donnerstag und Freitag wird er "Die Quereinsteigerinnen" persönlich vorstellen. Am Freitag ist zusätzlich Ko-Regisseur Christian Mrasek zu Gast.

Dolly & Bernd zeigen: One-Film Wonders, Do., 15., bis Mi., 28. Aug., Werkstattkino, Fraunhoferstr. 9, www.werkstattkino.de

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