Verboten sei ja nicht, was er getan habe, schreibt Arno Geiger. Eher tabuisiert, also etwas, für das man sich schämen, vor dem man sich ekeln soll. Selbst wenn es sich um etwas Alltägliches handelt, wie das "Rotzfressen in der Öffentlichkeit". Im Müll zu wühlen, ist auch kein sozial anerkanntes Verhalten. Die Gesellschaft wendet sich ab, "jemand, der im Abfall nach Verwertbarem sucht, bewegt sich in einer anderen Sphäre. So jemandem schaut man nicht ins Gesicht mit der Frage: Kommt mir dieses Gesicht bekannt vor?" Deswegen konnte er es jahrelang regelmäßig tun, noch als er schon ein bekannter Schriftsteller war, gesteht Geiger in seinem autobiografischen Essay "Das glückliche Geheimnis". So sei er überhaupt erst zu dem geworden, der er heute ist.
Arno Geiger:Die Tagebücher der anderen
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Arno Geiger, preisgekrönter Autor, sammelte lange Bücher aus Müllcontainern. In einem autobiografischen Essay erzählt er davon, wie die Schätze aus dem Wiener Altpapier sein Leben verändert haben.
Von Marie Schmidt
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