ARD: Erneute Flaggen-Panne:Zuviel des Guten

Das Erste und die Flaggen: Erneut zeigte die Sendung eine falsche Fahnen-Grafik. Nach der deutschen war diesmal die US-Flagge dran. Nun gibt es personelle Konsequenzen.

Ruth Schneeberger

Den kleinen Versprecher am Anfang konnte Tom Buhrow noch charmant weglächeln: "In Berlin gibt es eine besondere Einweihung: Die deutsche - die neue US-Botschaft direkt am Brandenburger Tor." Dass nicht die deutsche, sondern die amerikanische Botschaft am amerikanischen Unabhängigkeitstag eröffnet wird, ist ja nun mindestens so selbstverständlich wie die Tatsache, dass die deutsche Flagge schwarz-rot-golden ist.

ARD: Erneute Flaggen-Panne: Peinlich: Schon wieder die falsche Flagge in der ARD.

Peinlich: Schon wieder die falsche Flagge in der ARD.

(Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

So ganz genau scheint das aber bei den "Tagesthemen" nicht jeder zu wissen, denn die ARD hat einen neuen Flaggen-Skandal: Nachdem zur EM die deutsche Fahne mit falscher Farbkombination gezeigt wurde, und die Chefredaktion sich jüngst für die Panne entschuldigt hat, ist es in der Nacht zu Freitag wieder passiert: Im Hintergrund des freundlich lächelnden Moderators flaggte eine falsche Grafik auf.

Zur Illustrierung der Eröffnung der neuen US-Botschaft in Berlin wurde nachvollziehbarerweise eine Grafik mit der US-Flagge gezeigt - nur leider war es schon wieder die falsche: Die amerikanische Stars-and-Stripes-Flagge hat nun einmal nur drei und nicht vier weiße Streifen unterm Sternenbanner.

Was ist da los? Warum wird in der ARD schon wieder die falsche Flagge gehisst? Nachfragen in der Chefredaktion der ARD-"Tagesthemen" haben inzwischen ergeben, wo der Fehler lag: Die Ausstanzung der Hintergrundillustration sei größer gewesen als der Ausschnitt der eingefügten Fahne. Deshalb sei die Fläche darunter weiß geblieben. Dass der Fehler nicht im Internet zu sehen war, hänge aber daran, dass es für eine computeranimierte Graphik des neuen US-Botschaftsgebäudes keine Online-Rechte gebe.

"Verdrückt"

Wir erinnern uns: Der erste Flaggen-Fehler wurde auf ein Konglomerat von Fehlern zurückgeführt. Vize-Chefredakteur Thomas Hinrichs schrieb vor knapp zwei Wochen im "Tagesschau"-Blog: "Als ich es sah, dachte ich, das kann nicht wahr sein. Niemand von uns hätte für möglich gehalten, dass so etwas möglich ist." Und zur Erklärung: "Unsere Grafik hatte mehrere Versionen der Hintergrundillustration angelegt. Die werden individuell gestaltet, weil die Maschine neu ist und das Archiv noch nicht zur Verfügung steht. Bei einer der Versionen haben die Kollegen sich auf der Maschine verdrückt."

Dadurch sei der Fehler zustande gekommen, ein technisches Problem und die Aufregung während der EM-Übertragung hätten sich dazu gesellt. "In der Fußballersprache heißt es bei sowas: Erst ging was in die Grütze, dann hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Shit happens und meistens gilt dann Murphys Law." Soweit der Vize-Chefredakteur.

Und nun? Hätte die ARD nicht ein besonderes Auge auf jedwede Flaggen-Grafik haben müssen? Hätten nicht "die neue Maschine", "unsere Grafik" und erneutes "Verdrücken" seitdem zu jeder Sendung zumindest mal überprüft werden können?

Schlauer?

Um es richtig einzuordnen: Diese beiden Fehler sind definitiv kein Staatsakt. Fehler passieren, niemand ist gefeit, keiner hat Schaden genommen. Insofern könnte die Nation samt "Tagesthemen"-Redaktion darüber lachen und in Thomas Hinrichs weise Worte einstimmen: "Shit happens". Ein schaler Nachgeschmack bleibt aber doch, weil weitere weise Worte lauten: "Nachher ist man immer schlauer."

Da das bei der ARD offenbar nicht der Fall ist, darf man sich getrost fragen, was dort als nächstes illustriert wird: Tom Buhrow mit Ulrich Wickerts Kopf? Barack Obama mit falscher Hautfarbe?

Ob diese Sorge die ARD nun dazu bewegt, personelle Konsequenzen zu ziehen? Thomas Hinrichs erklärte jedenfalls: "Diese erneute Panne ist in der Tat nicht akzeptabel. Neben technischen Problemen hat es hier auch menschliches Versagen gegeben. Deshalb haben wir auch personelle Konsequenzen gezogen."

Wir dürfen gespannt sein - und hoffen darauf, dass die Fauxpas-Reihe wenigstens ein Gutes hat: dass sie den "Tagesthemen" eine höhere Einschaltquote von Neugierigen beschert. Denn eigentlich, sind wir mal ehrlich, mögen wir sie doch, unsere "Tagesthemen".

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