ARD: Anne Will bleibt:Alle wollen Anne

Anne Will legt ein überzeugendes Jahresergebnis vor und soll ihren Vertrag mit der ARD auch darum bis 2012 verlängern.

Christopher Keil

Manchmal fällt alles zusammen, auch das Gute. So bestritt Anne Will am vergangenen Sonntag ihre 100. Sendung und trat wohl gestimmt ihren Urlaub an. Im September 2007 hatte sie den politischen Salon der ARD von Sabine Christiansen übernommen, die erste Sendung brachte die bemerkenswerte Quote von 5,04 Millionen Zuschauern, was einem Marktanteil von beinahe 20 Prozent entsprach.

ARD: Anne Will bleibt: Das Engagement Wills bis 2012 bedeutet wohl, dass ein Wechsel von Günter Jauch zur ARD in den kommenden zwei Jahren nicht zustande kommt.

Das Engagement Wills bis 2012 bedeutet wohl, dass ein Wechsel von Günter Jauch zur ARD in den kommenden zwei Jahren nicht zustande kommt.

(Foto: Foto: ap)

Nach dem Jubiläum vergangene Woche verschickte der für Anne Will in der ARD zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) Blumen in Form einer hübschen Pressemeldung mit feierlichen Jahreszahlen und einem weihnachtlichen Lob des Intendanten Lutz Marmor: "Anne Will ist die Politik-Talkerin Nummer eins." 2009 schloss sie tatsächlich wie schon 2008 besser ab als die Konkurrenten mit durchschnittlich 13,4 Prozent (3,8 Millionen Zuschauer).

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll Anne Will nun im Januar ihren Vertrag um zwei Jahre verlängern - bis Herbst 2012. Die 43-Jährige wollte sich auf Anfrage nicht äußern, doch die Vereinbarung zwischen ihr und dem NDR ist offenbar unterschriftsreif ausverhandelt.

ARD-Programmdirektor Volker Herres will die Personalie weder bestätigen noch dementieren: "Über Verträge spreche ich nicht in der Öffentlichkeit. Anne Will macht einen sehr guten Job im Ersten, und es gibt überhaupt keinen Grund, hier etwas zu ändern. Mit ihr und Frank Plasberg haben wir zwei - in der Chefredaktion angesiedelte - politische Gesprächsformate, die beide sehr erfolgreich sind. Wenn man genau hinsieht, haben wir sogar vier Gastgeber politischer Gespräche, weil man ja Reinhold Beckmann und Sandra Maischberger nicht als unpolitisch bezeichnen kann."

Das Engagement Wills bis 2012 und die Absage der Intendantenrunde in diesen Wochen an das Konzept eines einheitlichen politischen Magazins bedeutet wohl, dass ein Wechsel, den viele für möglich gehalten haben, in den kommenden zwei Jahren nicht zustanden kommt: der Wechsel von Günter Jauch zur ARD.

Die politische Runde am Sonntagabend wäre auch die ideale Bühne für Jauch. Ursprünglich wollte ihn der ehemalige ARD-Programmdirektor Günter Struve mit Hilfe der inzwischen verabschiedeten Intendanten Jobst Plog (NDR) und Fritz Pleitgen (WDR) als Nachfolger von Christiansen dort unterbringen. Doch die plötzlich einsetzende föderalen Kakophonie schreckte Jauch im Januar 2007 ab, die heutige WDR-Chefin Monika Piel spielte dabei keine gute Rolle, ebenso wenig der frühere Intendant Peter Voß, der dichtete: "Ohne Jauch geht's auch."

Es geht bald auch ohne Jörg Pilawa, längst ohne Oliver Pocher, demnächst ohne Günter Netzer, immer noch - und das ist sehr bedauerlich - leider ohne Monica Lierhaus, aber wie geht es der ARD? Welches Profil entsteht gerade? Jedenfalls wird es auch von Anne Will geprägt. Ihre Sendung Mitte September nach dem Kanzler-Duell verfolgten durchschnittlich 6,41 Millionen Menschen (25,8 Prozent) - ein Spitzenwert für den politischen Talk.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: