Die Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam hat mit Hilfe digitaler Fototechnik zwei bisher unlesbare, wohl von Anne Frank selbst mit Packpapier verklebte Seiten ihres Tagebuchs entziffert. Die damals 13-Jährige hatte die Seiten am 28. September 1942, da sie "geschmiert" habe, für "derbe Witze" und Aufzeichnungen über Sexualität und Prostitution genutzt. Sie notierte in der Bevölkerung kursierende Zoten, "Kriegsklassiker", so der Historiker Peter de Bruin, die sie im Radio oder von ihrem Vater Otto Frank gehört haben könnte: "Wissen Sie, wozu die deutschen Wehrmachtmädchen in den Niederlanden sind? Als Matratzen für die Soldaten."
Anne Frank starb Anfang März 1945 im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
"Die Texte sagen uns nicht wirklich etwas Neues über Anne Frank", sagte Ronald Leopold, der Direktor der Anne-Frank-Stiftung, bei der Präsentation der Seiten. Über Sexualität habe sie auch an anderer Stelle geschrieben. Die Stiftung habe lange überlegt, ob sie die überklebten Passagen veröffentlichen solle und sich dann dafür entschieden, sie im Original hinter dem dicken braunen Packpapier zu belassen und den nun entzifferten Text in der für 2019 geplanten wissenschaftlichen Ausgabe des Tagebuchs zu publizieren.