Pandemiebedingt läuft auf der 17. Architekturbiennale in Venedig einiges anders als sonst. Erst wurde die Schau unter dem Titel "How will we live together?" um ein Jahr verschoben. Dann konnte sie im Mai nur mit einem strengen Hygienekonzept eröffnet werden. Einige Länder zogen ihre Teilnahme zurück. Andere reisten nur mit einem Sparprogramm an. Einer der Vorteile dieser Biennale ist jedoch, dass man die Veranstaltungen deutlich entzerrt hat. Was sich sonst alles an den ersten Vorab-Eröffnungstagen ballt, findet nun während der gesamten Laufzeit statt und erhöht dadurch die Sichtbarkeit der wichtigsten Architekturausstellung der Welt, die unter dem Kurator Hashim Sarkis ihrem Ruf gerecht wird. Dazu passt, dass erst an diesem Montag, also etwa zur Halbzeit, die diesjährigen Löwen für die besten Teilnehmer vergeben wurden.
Mit dem Goldenen Löwen für den besten Pavillon zeichnete die Jury unter dem Vorsitz der japanische Stararchitektin Kazuyo Sejima den Beitrag der Vereinigten Arabischen Emirate aus. Darin schüren die beiden Kuratoren Wael Al Awar und Kenichi Teramoto unter dem Titel "Wetland" die Hoffnung auf die Entwicklung eines neuen, nachhaltigen Betons: Statt Portlandzement wird dabei zum Binden eine spezielle Salzverbindung (MgO) verwendet. Der vielversprechende Forschungsansatz wäre eine Win-win-Situation. Denn Salz haben die Emirate genug, sie sind der drittgrößte Entsalzer der Welt. Und üblicher Beton besitzt eine desaströse CO₂-Bilanz, der MgO-Beton jedoch offenbar nicht.
Anerkennungen gab es für den Philippinischen Pavillon, der die Arbeit der Gemeinschaft ins Zentrum stellt, und für den Russischen Pavillon. Letzterer hat durch die Umgestaltung durch Aleksandra Kovaleva und Kei Sato dauerhaft gewonnen: Die Architekten haben historische Öffnungen des Baus von 1914 wieder sichtbar gemacht und so den Pavillon nicht nur zur Lagune hin geöffnet, sondern auch eine der reizvollsten Terrassen in ganz Venedig geschaffen.
Den Goldenen Löwen für die besten Teilnehmer der Hauptausstellung bekam das Berliner Büro raumlabor, der silberne Löwe ging an die Foundation for Achieving Seamless Territory (FAST) und die Anerkennung an das Anthropozän-Museum von Cave_bureau aus Nairobi. Drei Beiträge, die allesamt die gesellschaftliche Verantwortung von Architektur im weitesten Sinne unterstreichen und somit auch zu dem Goldenen Löwen passen, der posthum Lina Bo Bardi verliehen wurde, der großen Architektin des gesellschaftlichen Miteinanders.