Architektur:Otto Wagner

Otto Wagner, Großer Kassensaal
Foto: Luiza Ellert / Copyright: P.S.K.-Archiv
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(Foto: Luiza Ellert / Copyright: P.S.K.-Archiv)

"Von der Postsparkasse zur Postmoderne": Wien feiert zum 100. Todestag einen Pionier des modernen Bauens mit einer Ausstellung.

Von Laura Weißmüller

Mit den alten Helden in der Architektur ist es so eine Sache. Ihre Großtaten liegen oft weit in der Vergangenheit, die Meister selbst schon Jahrzehnte auf dem Friedhof und die Aufgaben, bei denen sie sich ihre Lorbeeren geholt haben, wirken manchmal arg aus der Zeit gefallen. Oder würde zum Beispiel jemand bei der Postsparkasse in Wien, die der vor 100 Jahren gestorbene Otto Wagner in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts als eines der ersten Bürogebäude überhaupt entworfen hat, an die Bauten von heute denken?

Das österreichische Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien tut aber genau das. In der Ausstellung "Post Otto Wagner", die noch bis Ende September läuft, und in dem jetzt dazu erschienenen Katalog (Sebastian Hackenschmidt, Iris Meder, Ákos Moravánszky: Post Otto Wagner. Von der Postsparkasse zur Postmoderne, Birkhäuser Verlag, Basel. 304 Seiten, 39,95 Euro) zeigt das MAK die Verbindungslinien, die von dem visionären Wegbereiter der Moderne und großem Stadtbaumeister Wiens bis in die Postmoderne und darüber hinaus in unsere Gegenwart reichen.

Das ist vor allem durch die Bandbreite der Anknüpfungspunkte interessant. Die Nähe zwischen der lichten, geradezu frei schwebenden Kassenhalle der Postsparkasse zu Frei Ottos Münchner Olympiastadion hat bereits der Architekturhistoriker Julius Posener in den Achtzigern festgestellt. Für ihn führte Wagners Kassensaal "direkt zu Frei Ottos Zeltkonstruktionen". Die Verbindungen von Wagner zu den Megastrukturen von Superstudio oder Archigram dürften dagegen noch eher selten gezogen worden sein. Dabei ist Wagners Studie "Die Großstadt" von 1911 so etwas wie die Blaupause für die funktionelle Stadt, die Jahrzehnte später tatsächlich auf der ganzen Welt gebaut werden sollte.

Richtig inspirierend wird es dann, wenn die Meister der Postmoderne mit ihrer Kunst des Formenzitats den Ideen Otto Wagners gegenübergestellt werden. Den Predigern des nüchternen Nutzstils hätte man nie in dieser Nähe zum formensprühenden Hans Hollein oder zu Robert Venturi und Denise Scott Brown gesehen - und damit auch nicht derart nah an unserer Zeit.

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