Süddeutsche Zeitung

Architektur:Die Wippe wippt wieder

Eigentlich hieß es, das geplante Einheitsdenkmal in Berlin sei zu teuer. Jetzt einigten sich Union und SPD doch darauf, es umzusetzen.

Von Kia Vahland

Die Fraktionschefs von Union und SPD, Volker Kauder und Thomas Oppermann, haben sich endlich auf den Bau des Einheitsdenkmals verständigt, wie Politiker der CDU berichten. Das Denkmal soll, wie ursprünglich geplant, vor dem gerade im Bau befindlichen Berliner Stadtschloss stehen.

Den Wettbewerb hatten in zweiter Runde der Stuttgarter Szenograf Johannes Milla und die Choreografin Sasha Waltz gewonnen, Waltz hat sich inzwischen aus dem Projekt verabschiedet. Millas Entwurf sieht eine Art Wippe vor, eine golden schimmernde Schale, die sich neigt und hebt, wenn man sie mit mehreren Menschen betritt. Das Denkmal der deutschen Einheit soll so die gestalterische Kraft der Bürgerinnen und Bürger versinnbildlichen, der Schriftzug dazu wird lauten: "Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk."

Das Denkmal hätte eigentlich schon eingeweiht werden sollen

Das Denkmal hätte schon zum 25. Jahrestag der Einheit vor zwei Jahren eingeweiht werden sollen. Doch bei der Bauplanung kam es zu Verzögerungen. Die begehbare Skulptur soll auf dem Sockel des einstigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals stehen, dort wurden alte Mosaike gefunden; zudem wurde über Barrierefreiheit diskutiert. Schließlich kippte der Haushaltsausschuss das Projekt wegen einer Kostensteigerung um mehrere Millionen, die sich allerdings später als Rechenfehler erwies. Derselbe Ausschuss bewilligte dann jedoch noch mehr Mittel, nämlich 18,5 Millionen Euro, um außer dem Denkmal auch die Kolonnaden des einstigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals wiederzuerrichten, was der Bundestag und die Jury nicht beschlossen hatten. Zu dieser eher historistischen als demokratiekompatiblen Lösung wird es jetzt wohl nicht kommen. Stattdessen wird wohl bald gewippt und geschaukelt im Herzen Berlins.

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