Architektur auf Weltausstellungen:Was von der Expo übrig bleibt

Eiffelturm, Kristallpalast, Samenkathedrale: Bei jeder Expo konkurrieren die Länder um die innovativsten Architekturkonzepte. Ein Überblick über das, was blieb.

Von Luise Checchin

10 Bilder

Zeitgenössischer Darstellung des Crystal Palace in London

Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo

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Der Crystal Palace: Die Welt unter einem Dach - das war die Idee der allerersten Weltausstellung 1851 in London. Und dieses Dach machte ganz schön was her: Der britische Architekt Joseph Paxton errichtete im Hyde Park den "Crystal Palace", eine spektakuläre Konstruktion aus Glas und Stahl. Mehr als 2000 Männer verbauten in kurzer Zeit rund 4000 Tonnen Eisen. Der Bau setzte nicht nur technisch neue Maßstäbe, das Glas versorgte auch die 100 000 Ausstellungsobjekte mit viel natürlichem Licht. Die Mühe sollte nicht umsonst gewesen sein und so wurde der Crystal Palace nach der Weltausstellung in einem anderen Viertel Londons neuaufgebaut, das heute nach ihm benannt ist. Doch auch hier blieb er nicht sehr lange: 1936 zerstörte ein Feuer das Gebäude vollständig.

Die Stadt der Liebe zum kleinen Preis

Quelle: dpa-tmn

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Der Eiffelturm: Am Anfang waren viele Pariser nicht begeistert von diesem Stahlgebilde, das auf einmal ihre Stadt überragte. Mittlerweile ist der Eiffelturm das Wahrzeichen der Metropole und ein Schlüsselwerk der modernen Architektur. Als Gustave Eiffel ihn zur Weltausstellung 1889 entwarf, die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der französischen Revolution stattfand, war er mit seinen 324 Metern das größte Gebäude der Welt. Alles in allem können die Pariser also recht zufrieden sein - zumal ein anderer Vorschlag vorsah, stattdessen eine 300 Meter große Guillotine zu errichten.

Expo Gebäude

Quelle: Hans Peter Schaefer

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Der deutsche Pavillon 1929 in Barcelona: Lichtdurchflutet und scheinbar freischwebend - so präsentierte sich die Weimarer Republik 1929 auf der Weltausstellung in Barcelona. Der Bau von Ludwig Mies van der Rohe galt als Inbegriff der Modernität und wurde stilbildend. Nach der Weltausstellung riss man den Pavillon wie vorgesehen ab, doch ging er den Einwohnern von Barcelona wohl nicht aus dem Kopf: In den Achtzigerjahren entschied man sich, das Gebäude nach den Originalplänen und am selben Ort wiederaufzubauen.

A general view of the Atomium monument is seen as a tightrope walker performs between two spheres in Brussels

Quelle: Yves Herman/Reuters

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Das Atomium: Einhundertfünfundsechzigmilliarden - in Zahlen: 165 Milliarden. Um so viel ist die Eisen-Kristallstruktur vergrößert, die unter dem Namen "Atomium" zu einem Wahrzeichen von Brüssel geworden ist. 1958, als die Weltausstellung in Belgien stattfand, gab es noch keine Angst vor den Folgen der Kernenergie und das "Atomium" sollte den wissenschaftlichen Fortschritt verkörpern. Heute ist das Gebäude von André Waterkeyn vor allem eine Sehenswürdigkeit: Die neun Kugeln mit einem Durchmesser von 18 Metern, die durch Röhren verbunden sind, können von Touristen durchwandert werden. Und die Reste des Fortschritts sind immerhin noch mancherorts zu erahnen: Der Lift zur obersten Kugel braucht 23 Sekunden für die 102 Meter Höhe - was ihn seinerzeit zum schnellsten Aufzug der Welt machte.

Im Ostfriesennerz durch Seattle: Bei Regen in der Rain City

Quelle: dpa-tmn

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Die Space Needle: "Das Leben des Menschen im Weltraumzeitalter"- so lautete das Motto der Weltausstellung in Seattle im Jahr 1962. Passend dazu baute John Graham der Stadt die "Space Needle", einen 180 Meter hohen Turm, in dem sich das erste drehbare Restaurant Nordamerikas befand. So schnell wurde der Weltraum dann aber doch nicht erreicht: Drei Stunden mussten die Besucher während der Weltausstellung im Schnitt warten, bis sie im "Eye of the Needle" speisen durften.

Expo Gebäude: Biosphère

Quelle: wikipedia commons von Jeangagnon

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La Biosphère: Nein, dies ist keine Abhörstation eines Geheimdienstes. Die weiße Kuppel, die die Montrealer "Biosphère" nennen, war einst der amerikanische Pavillon für die Weltausstellung 1967 in Kanada. Im Innern des Konstrukts von Richard Buckminster Fuller konnten die Besucher auf sieben Stockwerken durch die Ausstellung flanieren. Ein System aus Sonnenschirmen machte es möglich, die Temperatur im Gebäude zu regulieren. 1976 zerstörte ein Feuer zwar die Außenhülle, 1990 öffnete der Bau aber erneut - diesmal als Wasser- und Umweltmuseum der Stadt Montreal.

Expo Gebäude: Habitat 67

Quelle: wikipedia commons by Rikimedia

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Habitat 67: Die Weltausstellung 1967 hatte einen bleibenden Einfluss auf das Stadtbild von Montreal. Auch der Wohnhauskomplex "Habitat 67", entworfen vom damals 28 Jahre alten israelischen Architekten Moshe Safdie, ist noch immer vorhanden. Die Idee: möglichst günstig und einfach zu bauen. Fünfzehn unterschiedliche Wohnungsmodelle sollten nach dem Baukastenprinzip miteinander kombinierbar sein. Safdie baute "Habitat 67" im Stil des "Brutalismus", der sein Baumaterial Beton in aller "Rohheit" ausstellte. Nichtsdestotrotz ist die Siedlung bei den Montrealern beliebt - vielleicht weil sie direkt am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms liegt.

Expo Gebäude: Toshiba-IHI Pavilion

Quelle: flickr Mitglied: takato marui

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Der Toshiba-IHI Pavillon: Eine Krake? Ein Ufo? Der "Toshiba-IHI Pavillon" mag vielerei Assoziation ausgelöst haben. Kisho Kurokawa errichtete ihn für die Expo 1970 in Osaka - die erste Weltausstellung auf dem asiatischen Kontinent. Der Architekturstil, dem Kurokawa anhing, nannte sich "Metabolismus" und zielte darauf ab, den Lebenszyklus von Geburt und Wachstum auf den Städtebau zu übertragen - ganz nach dem Motto der Weltausstellung 1970: "Fortschritt und Harmonie für die Menschheit".

A labourer walks towards the UK pavilion at the Shanghai World Expo site

Quelle: REUTERS

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Die Seed Cathedral: Der britische Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai mag an einen eingerollten Igel erinnern, genannt wurde er anders: "Seed Cathedral", also "Samen-Kathedrale" hieß der Bau von Thomas Heatherwick. Was wie Stacheln aussieht, waren 60 000 Stäbe aus Acryl, die rund 250 000 Pflanzensamen beinhalteten. Den Pavillon gibt es nicht mehr, dafür hat man das Expo-Gelände in Shanghai mittlerweile in einen ein Park umgewandelt.

Expo-Pavillon Deutschland

Quelle: dpa

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Der Deutsche Pavillon 2015 in Mailand: "Den Planeten ernähren, Energie für das Leben" - das ist das Thema der Expo 2015 in Mailand, die vom 1. Mai bis zum 31. Oktober läuft. Passend dazu hat das Münchner Architekturbüro Schmidhuber den deutschen Pavillon als "Feld der Ideen" entworfen. Die sanft ansteigenden Flächen des Gebäudes sollen die vielseitige deutsche Feld- und Flurlandschaft verkörpern. Als eine Attraktion sind die "Solar Trees" gedacht, die tagsüber die Sonnenenergie aufnehmen, mit der nachts der Pavillon beleuchtet werden soll. Alles nur Spielerei oder visionäre Architektur? Was von einer Expo übrig bleibt, das zeigt erst die Zeit.

© sz.de/rus
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